Wildpark

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Der Wildpark ist das ehemalige Jagdrevier der brandenburgischen Kurfürsten und preußischen Könige im Westen von Potsdam, nördlich der Brandenburger Vorstadt.

Geschichte

Bereits ab dem 17. Jahrhundert übten die brandenburgisch-preußischen Herrscher im Gebiet zwischen Potsdam und Geltow, der sogenannten Pirschheide, die Jagd aus. Daneben wurde das Gebiet auch zu militärischen Zwecken genutzt.

Die ehemalige Wildmeisterei im Wildpark Potsdam, heute eine Waldschule.

Im Rahmen der Planungen zur „Verschönerung der Insel Potsdam“ wurde in der Pirschheide ab 1842 der königliche Wildpark angelegt. Mit der gärtnerischen Gestaltung wurde Peter Joseph Lenné beauftragt, während Ludwig Persius die Pläne für die zu errichtenden Gebäude lieferte. Mittelpunkt des neugestalteten Wildparks wurde ein achtstrahliger Wegestern, auf den acht Alleen zulaufen, welche mit jeweils unterschiedlichen Baumarten bepflanzt sind. Die Anlage eines Wegesternes entsprach dem Wunsch von König Friedrich Wilhelm IV.

Bereits nach acht Monaten war die Umgestaltung abgeschlossen. Das 870 Hektar große Areal war nun mit einem 12 Kilometer langen und 2,60 Meter hohen Holzzaun umgeben. Ein unangemeldetes Betreten des Wildparks war ab sofort verboten.

Im Wildpark wurde nun Rot- und Damwild angesiedelt, später kam Muffelwild dazu. Die ersten Hirsche wurden von der Pfaueninsel umgesiedelt. Besonders beliebt war die Jagd auf die seltenen weißen Edelhirsche. weiße Hirsche sind Rothirsche mit einer hellen Fellfarbe. Sie zu schießen war ein königliches Privileg. Durch intensive Fütterung und Pflege entwickelte sich schnell ein hoher Wildbestand. Der Wildpark war sowohl das Jagdgebiet König Friedrich Wilhelm IV. als auch der auf ihn folgenden Deutschen Kaiser Wilhelm I., Friedrich III. und Wilhelm II. Ihre Jagdtrophäen stellten die Herrscher an den Außenwänden der Forsthäuser sowie der Wildmeisterei zur Schau.

Jagdgedenkstein für einen von Kronprinz Friedrich Wilhelm erlegten weißen Hirsch. Der Kronprinz 1887 als Friedrich III. Deutscher Kaiser.

Ab dem Jahr 1936 entstanden auf dem Gelände die Henning-von-Tresckow-Kaserne und Bunkeranlagen. Im Zweiten Weltkrieg hatte die Befehlszentrale des Oberkommandos der Luftwaffe im Wildpark ihren Sitz. 1945 wurde die Umzäunung entfernt. Da in der Bevölkerung der Bedarf an Brennholz groß war, wurden teilweise intensive Kahlschläge durchgeführt. Nach der Aufforstung erhielt der Wildpark den Status eines Landschaftsschutzgebietes.

Der Bau der Eisenbahnstrecken des Berliner Außenrings 1957 führte dazu, dass die Gleise mitten durch den Wildpark gelegt wurden und das Gebiet seitdem in zwei Teile geteilt ist.

Gebäude

An den verschiedennen Eingängen zum Wildpark standen drei Forsthäuser. Diese dienten ursprünglich Dienst- und Wohnzwecken.

Wegen der Nähe zum Park Sanssouci befindet sich der Haupteingang zum Areal am Forsthaus Sanssouci-Tor. Das Forsthaus wurde im normannischen Stil errichtet. Sein markanter Rundturm diente über viele Jahre der Feuerbeobachtung. Heute befindet sich in dem Gebäude die Tierklinik Potsdam.

Im italienischen Stil wurde das Forsthaus Südtor an der Straße nach Geltow errichtet.

Bronzehirsch am Eingang zum Wildpark

Ebenfalls im italienischen Stil entstand nahe dem Dorf Kuhfort das Forsthaus Nordtor. Neben diesem Forsthaus befand sich auch das Hirschtor, welches König Friedrich Wilhelm IV. und seine Gattin bei Kutschfahrten zum Großen Entenfänger-Berg passierten. Seinen Namen erhielt es von zwei Bronze-Hirschen, die das Tor bis 1945 schmückten. Danach wurden sie von der Roten Armee abtransportiert und auf das Militärgelände Wünsdorf verbracht. Seit 2006 befinden sich die Skulpturen wieder am Wildpark, allerdings nun vor dem Forsthaus Sanssouci-Tor.

Das größte Gebäude des Wildparks ist die Wildmeisterei nahe des Wegesterns. Hier lebte und arbeitete bis 1945 der höchste preußische Forstbeamte. Das Bauwerk wurde im normannischen Stil erbaut. Im Keller wurden die Wildtiere, welche bei den Jagden erlegt wurden, zwischengelagert, ehe sie an die königliche Hofküche geliefert wurden. Heute befinden sich in dem Gebäude die Waldschule Wildpark sowie der Dienstsitz der Revierförsterei Wildpark.

Nahe dem Forsthaus Südtor befindet sich das Bayrische Haus. Im Gegensatz zu den anderen Gebäuden des Wildparks wurde es nicht von Persius, sondern erst 1847 durch Ludwig Ferdinand Hesse gestaltet. Auftraggeber war König Friedrich Wilhelm IV., der es für seine aus Bayern stammende Gattin Königin Elisabeth erbauen ließ. Es wurde bis 2021 als Fünf-Sterne-Hotel genutzt und war berühmt für seine Küche mit dem Sternekoch Alexander Dressel.

Erhebungen

Höchste Erhebung im Wildpark ist der 86 Meter hohe Schäfereiberg nahe Geltow. Seinen Namen verdankt er dem Umstand, dass auf seiner Kuppe einst Schafe weideten. Bedingt durch Aufforstungen existieren die alten Sichtbeziehungen zur Havellandschaft und nach Geltow nicht mehr.

Mit 82 Metern ist der Große Entenfänger-Berg die zweithöchste Erhebung. Auf dem Berg, der sich heute in einem militärischen Sperrgebiet befindet, legte Lenné einst einen königlichen Teeplatz an.

Der interessanteste Ausblick im Wildpark bietet sich heute vom 63 Meter hohen Kellerberg. Von hier bietet sich dem Betrachter eine interessante Sicht zum Neuen Palais sowie dem Belvedere auf dem Klausberg.

Weitere Sehenswürdigkeiten

Wegestern im Wildpark im Winter

1842 wurde am Wegestern ein Futterschirm mit Reetdach aufgestellt, der von Albert Dietrich Schadow geschaffen wurde. Der Futterschirm stand vorher auf der Pfaueninsel und wurde in den Wildpark umgesetzt. Heute steht an dessen Stelle ein Futterschirm mit Kupferdach, der dem historischen Vorbild nachempfunden wurde. Auf dem Dach befindet sich ein Pinienzapfen, der für die Fruchtbarkeit der Bäume und Tiere steht.

Außerdem befinden sich im östlichen Wildpark zwei Jagdgedenksteine, die an die Erfolge der Jagd auf die seltenen weißen Edelhirsche erinnern. 1884 erlegte Wilhelm I. eines der Tiere und 1885 der damalige Kronprinz Friedrich - der spätere Kaiser Friedrich III. - dann seinen.

Veranstaltungen

Der Wildpark insgesamt ist ein Gartendenkmal, liegt Schutzbereich der Denkmalbereichssatzung der UNESCO und ist damit Weltkulturerbe. Der Verein Wildpark e. V. bietet in den Frühjahrs- und Herbstmonaten geführte Wanderungen durch den Wildpark an. Darüber hinaus gibt es Veranstaltungen wie Waldkonzerte, Paddeltouren oder Weihnachtsmärkte, die durch den Verein organisiert werden.

Weblinks

  • Wildpark e. V. – Offizielle Webseite
  • Gerd Palwitz & Markus Vette: Vom Anfang und Ende einer Försterdynastie, Eugenia Verlag Dr. Dr. Markus Vette, 2022, ISBN-13: 978-3-938853-43-6
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