Franz Schwechten

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Franz Schwechten um 1895

Franz Schwechten (* 12. August 1841 in Köln; † 11. August 1924 in Berlin; vollständiger Name: Franz Heinrich Schwechten) war ein Architekt.

Geschichte

Franz Schwechten wurde am 12. August 1841 als Sohn des Landgerichtsrates Heinrich Schwechten in Köln geboren. Nach dem Besuch des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums, wo er 1860 sein Abitur machte, ging er bei dem späteren Stadtbaumeister Julius Raschdorff in die Lehre. 1861 begann er ein Studium an der Berliner Bauakademie, wo er zwei Jahre später sein Königliches Bauführerexamen ablegte. Danach ließ er sich von Friedrich August Stüler und Martin Gropius praktisch ausbilden. Zwei Jahre später ging er nach Köln und arbeitete dort bei dem Land- und Garnisonbaumeisters Hermann Otto Pflaume. 1867 setzte Schwechten sein Studium in Berlin fort und beendete dieses mit den Titeln „Königlicher Baumeister“ und „Regierungsbaumeister“. Anschließend begab er sich auf seine erste Studienreise nach Italien.

Von 1871 bis 1882 arbeitete Schwechten in der Hochbauabteilung der Berlin-Anhaltische Eisenbahn-Gesellschaft. Zahlreiche Bahnhöfe wurden nach seinen Plänen gebaut. Sein erstes Projekt war der Neubau des Anhalter Bahnhofes in Berlin. Dieser Bau machte ihn bekannt. Und nicht nur die Fachwelt lobte Schwechten als „hervorragenden Monumentalkünstler“. Er wurde Mitglied der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin (1885), übernahm eine Lehrtätigkeit an der Technischen Hochschule Charlottenburg (1885), wurde zum „Königlichen Baurat“ ernannt (1888) und Mitglied der Berliner Bauakademie (1889).

In den folgenden Jahren entwarf und plante den Bau von Industriebauten (z. B. AEG-Apparatefabrik, Kraftwerk Moabit), zahlreiche Sakralbauten (z. B. Apostel-Paulus-Kirche, Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche), aber auch Portaltürme für Brücken, Villen und Grabstätten. Dabei beschränkte sich sein Betätigungsfeld nicht nur auf Berlin und Umgebung, sondern reichte weit über die Ländergrenzen hinaus. So stammten aus seiner Feder unter anderem die Amtssitze (so genannte Kreishäuser) für die Lutherstadt Wittenberg, den Landkreis Lennep oder des Kreises Teltow (1938 abgerissen), Schloß Tyszkiewicz in Litauen oder die Christuskirche in Rom. Von 1915 bis 1918 war Schwechten Präsident der Preußischen Akademie der Künste.


Franz Schwechten starb am 11. August 1924 in Berlin. Seine letzte Ruhe fand er auf dem Alten Kirchhof in Berlin-Schöneberg. Der Entwurf für das Grabmal fertigte Schwechten selbst an.

Bauten (Auswahl)

  • 1882–1884 - Konzert- und Vereinshaus in Stettin (zerstört)
  • 1888–1889 - Philharmonie in Berlin (zerstört)
  • 1892–1895 - Ständehaus (Provinziallandtag) der preußischen Provinz Sachsen in Merseburg
  • 1893 - Villa Luisenhof , Wohnhaus für Richard Roesicke (Generaldirektor der Schultheiß-Brauerei AG)
  • 1893–1897 - Schloß Tyszkiewicz, heutiges Bernsteinmuseum in Palanga (Litauen)
  • 1894–1898 - Mausoleum der Herzöge von Anhalt in Dessau
  • 1899–1902 - Reichskriegsschule in Potsdam; später Reichsarchiv, Sitz der SED-Bezirksleitung und dann Sitz des Brandenburgischen Landtages (umgebaut und teilweise zerstört)
  • 1899–1902 - Wohnhaus für Carl Wessel (heute: Niedersächsisches Internatsgymnasium) in Bad Harzburg
  • 1899–1903 - Mausoleum für Julius Heinzel, Alter Friedhof in Łódź
  • 1901 - Südschule in Steinach (Thüringen)
  • 1901 - Landsitz des Malers Hugo Vogel in Berlin (1955 abgerissen)
  • 1902–1908 - Erlöserkirche in Bad Homburg (Entwurf von Max Spitta, Überarbeitung und Ausgestaltung durch Schwechten)
  • 1905–1910 - Kaiserliches Residenzschloß in Posen (nach 1945 Rathaus, heute Kulturzentrum)
  • 1911–1922 - evang.-luth. Christuskirche in Rom
  • 1880–1883 - Preußische Kriegsakademie in Berlin (1976 abgerissen)
  • 1911–1912 - „Haus Potsdam“, seit 1928 „Haus Vaterland“ in Berlin (1976 abgerissen)

Quellen

  • „Franz Heinrich Schwechten. Ein Architekt zwischen Historismus und Moderne“ von Peer Zietz und Uwe H. Rüdenburg; Verlag: Edition Menges, Stuttgart und London 1999, ISBN 3-930698-72-2
  • „Franz Heinrich Schwechten. Kaiserlicher Baumeister und Wegbereiter der Moderne“ von Susanne Gloger, in „Baumeister des 19. Jahrhunderts“; „Die Mark Brandenburg“, Heft 76, Marika Großer Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-910134-10-2
  • „Schwechten, Franz Heinrich“ von Peer Zietz, in „Neue Deutsche Biographie“ (NDB), Band 24, Verlag Duncker & Humblot, Berlin 2010, ISBN 978-3-428-11205-0
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