Juden in Potsdam

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Wann es die ersten Juden in Potsdam gab, ist nicht belegt. Der erste diesbezügliche Vermerk stammt aus dem Stadtbuch. Dort wird für das Jahr 1691 ein Schutzjude aufgeführt, der Eigentümer eines Hauses war. Schutzjuden gab es vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert. Sie genossen den Schutz eines Fürsten oder einer Stadtobrigkeit und mußten dafür bestimmte Leistungen oder Abgaben erbringen. Weitere jüdische Büger siedelten sich in Potsdam an oder wurden angeworben mittels eines Schutzbriefes. Aus den Aufzeichnungen der damaligen Zeit ist zu schließen, daß es um 1740 mindestens zehn Juden in Potsdam gab, die Vorraussetzung für die Gründung einer jüdischen Gemeinde. Im Jahr 1743 erhielten die Juden eine eigene Begräbnisstätte. Der Jüdischer Friedhof befand sich am Fuße des damaligen Eichberges, der seit dem als Judenberg (heute Pfingstberg) bezeichnet wurde.

Zu der jüdischen Gemeinde, die 1850 die notwendigen Koperationsrechte erhielt, gehörten auch die Juden aus Ahrensdorf (westlich Ludwigsfelde), aus Drewitz, aus Bornim, aus Ketzin und aus Werder (Havel). Später kamen noch die Juden aus Nowawes, dem heutigen Babelsberg hinzu. Für das Jahr 1925 sind über 600 Gemeindemitglieder aufgezählt. Davon stammen 407 aus Potsdam, 126 aus Nowawes und die anderen aus den umliegenden Gemeinden.

ab 1933

Unmittelbar nach der Machtübergabe an Hitler im Jahr 1933 begannen die Repressalien und Zwangsmaßnahmen gegen die jüdische Bevölkerung. Es begann mit der Boykottierung jüdischer Geschäfte und Einrichtungen im gleichen Jahr. 1938 durften Juden keine kulturellen Einrichtungen mehr besuchen. Ein Jahr säter wurde ein Gestz erlassen, daß alle Juden den Zusatznamen Israel (Männer) bzw. Sarah (Frauen) tragen mußten. Im September 1941 wurde schließlich der so genannte Judenstern eingeführt, den alle jüdischen Bürger sichtbar an der Kleidung tragen mußten. Die Potsdamer Juden wurden im Mai 1939 gezwungen, ihre Synagoge einschließlich dem Grundstück zu verkaufen.

All diese Maßnahmen veranlaßten viele Juden Deutschland zu verlassen. So wurden im Jahr 1939 nur noch 175 Juden in Potsdam registriert. Der größte Teil der jüdischen Bevölkerung wurde jedoch deportiert. Sie wurden in Ghettos gepfercht oder in Konzentrationslager eingesperrt, um Zwangsarbeit auszuführen. Millionenfach wurden die Juden jedoch direkt in die Vernichtungslager verfrachtet, wie dem KZ Auschwitz-Birkenau. Die jüdische Bevölkerung von Potsdam wurde im jüdischen Altenheim in der Spitzweggasse 1 eingewiesen. Das Gebäude ist nicht mehr erhalten. Es erinnert nur noch ein Gedenkstein an dieses Drama. Im Januar 1942 wurden die letzten Potsdamer Juden nach Riga deportiert. Damit endete vorläufig die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Potsdam. Erst nach 1990 siedelten sich wieder gläubige Juden in Potsdam an.

ab 1990

Seit dem Jahr 1990 siedeln sich wieder religöse Juden in Potsdam an. Es waren fast ausnahmslos Emigranten aus der ehemaligen Sowjetunion. Mittlerweile gibt es in Potsdam zwei jüdische Gemeinden. Die Jüdische Gemeinde Potsdam wird vom Zentralrat der Juden in Deutschland geleitet und hat knapp 400 Mitglieder (Stand 2007). Die Gemeinde gesetzestreuer Juden ist unabhängig vom Zetralrat. Deren Mitgliederzahl konnte nicht ermittelt werden.

religiöse Bauwerke

Das erste Gemeindehaus befand sich in der Ebräerstraße. Ab 1763 ist ein Gemeindehaus in der Jägerstraße 18 erwähnt. Beide Häuser haben die Jahrhuderte nicht überstande. Die erste Synagoge wurde 1767 am heutigen Platz der Einheit eingeweiht. Wegen des sumpfigen Untergrundes mußten jedoch alle Häuser dieses Bereiches im Jahr 1794 abgerissen werden. Der Neubau wurde 1802 eingeweiht. 100 Jahre später entstand durch Neubau eine Synagoge, die weitere 100 Jahre später als Alte Synagoge bezeichnet wird.

In der Progromnacht des 9. Novembers 1938 wurde die Synagoge von den Faschisten geschändet und ausgeraubt. Das Haus wurde aber nicht in Brand gesetzt, da befürchtet wurde, daß die benachbarte Hauptpost ebenfalls in Brand geraten könnte. Die Synagoge wurde anschließend durch die Deutsche Post übernommen. Hier entstand ein Posthörsaal für den Gemeinschaftsempfang von Rundfunk- und Fernsehübertragungen. Das Haus und das Grundstück mußten im Folgejahr zwangsweise an die Post verkauft werden. Bei der Bombardierung in der Nacht von Potsdam am 14. April 1945 wurde die ehemalige Synagoge schwer beschädigt. Die Ruine wurde 1954 abgetragen und es entstand ein Wohnhaus. An der Fassade des Hauses erinnert eine Gedenktafel an den Vorgängerbau.

Quellen

  • Artikel in der Märkischen Allgemeinen Zeitung vom 07. November 2013
  • „Potsdam-Lexikon, Stadtgeschichte von A bis Z“, Götzmann, Jutta; Wernicke, Thomas; Winkler, Kurt (Hrsg.); Verlag für Berlin-Brandenburg, Berlin, 2010, S. 219f; ISBN 978-3-942476-03-4.

Weblinks

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