Nowawes

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Ab 1924 krönte das Wappen eine dreitürmige Stadtmauer als Zeichen für das Stadtrecht

Nowawes war bis zu seiner Umbenennung in Babelsberg – im Jahr 1938 – und seiner Eingemeindung in Potsdam – ein Jahr später – eine eigene Stadt. Der Ort hatte seinen Ursprung im Jahr 1751, als hier eine Weberkolonie errichtet wurde. Heute erinnert unter anderem der ehemalige Ortskern – der Weberplatz – sowie auch der Weberpark und die vielen noch erhaltenen Weberhäuser, an die einstige Stadt.

Geschichte

Bebauungsplan von 1750

Anfangsjahre

Der Bau der Weberkolonie, die später den Namen „Nowawes“ bekam, begann auf Befehl von Friedrich II. im Frühjahr 1751 in unmittelbarer Nähe der Gemeinde Neuendorf. Hier sollten sich ausschließlich böhmische Migranten niederlassen, mit dem Ziel, die Tuchproduktion zu erhöhen und Preußen die teuren Importe zu ersparen. Verantwortlich für die Errichtung des Etablissements bey Potsdam war der Oberst Wolf Friedrich von Retzow. Der Bau der ersten Weberhäuser begann in der Alten Lindenstraße und der Priesterstraße. Weiter ging es rund um den Friedrichkirchplatz.

Schnell wuchs die Kolonie zu einer großen Gemeinde. Den größten Wachstumsschub erhielt Nowawes durch den Beginn des Industriezeitalters. Bedingt durch die günstige Lage – Chaussee nach Berlin, Eisenbahnlinie von Magdeburg nach Berlin, günstiges Land von den Neuendorfer Bauern – siedelten sich hier viele Betriebe an. Traditionsgemäß kamen zuerst Textilfabriken (wie die Nordwolle, Firma Adolf Pitsch, Firma Karl Hozák oder die Mechanische Jute- und Hanfweberei) später folgten Betriebe aus der Schuhindustrie (Schuhfabrik Haase & Ruß), dem Lokomotivbau (Orenstein & Koppel), der Filmindustrie (Universum Film AG), die Schallplattenproduktion und viele andere Branchen hinzu.

Industrialisierung

War das Los der Nowawes Weber nicht leicht – es war gekennzeichnet durch ständige Unterernährung, Krankheiten und frühen Tod – wurde es durch die Industrialisierung nicht leichter für die Bürger. Schon früh setzten sich die Weber gegen die Willkürmaßnahmen und der Ausbeutung durch die Verleger zur Wehr, was ihnen den Makel von Aufrührern und Unruhestiftern einbrachte. Aber auch die Industriearbeiter waren sozial benachteiligt durch Hungerlöhne und Unterdrückung. So wurde der Widerstand der Weber bei den Arbeitern fortgeführt. Ein Großteil der Arbeiter scharrte sich um die SPD und später um die KPD. Das adlige Potsdam und das königstreue Neuendorf schaute verächtlich auf das Rote Nowawes herab.

Die Wirtschaftskrise in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts erfaßte auch Nowawes. Viele Betriebe mussten deshalb schließen. Die Industriegebäude wurden zweckentfremdet genutzt. Erst in den 1930er Jahren entstanden neue Firmen.

Vereinigung mit Neuendorf

Durch den Wachstum der Gemeinde entstanden neue Probleme mit dem Nachbarn Neuendorf. Im Laufe der Jahrzehnte wuchs man bautechnisch zusammen und war sozial extrem weit von einander entfernt. Doch notwendige städtebauliche Vorhaben – der Bau einer Kanalisation (1906–1907) und die Versorgung mit Elektrizität (1907–1910) – setzten ein Zusammengehen voraus. Viele Konfliktdebatten mußten ausgefochten werden, ehe sich Neuendorf für eine Vereinigung (am 1.4.1907) bereit erklärte. Jetzt konnte sich Nowawes weiter entwickeln, da die Ländereien der Neuendorfer nun für die Bebauung frei waren. So wuchs die größte Industriestadt des Kreises Teltow heran. Folgerichtig wurde der Antrag auf das Stadtrecht gestellt. Nach zähem Widerstand und unter Auflagen erhielt Nowawes durch Verordnung des preußischen Staatsministeriums im Jahr 1924 das Stadtrecht. Wenige Wochen später versuchte Nowawes auch die Villenkolonie Neubabelsberg einzugemeinden. Die Voraussetzungen hierfür waren ähnlich denen bei der Eingemeindung von Neuendorf. Doch hier war der Widerstand der Industriebarone, Filmstars und gut betuchter Würdenträger des Deutschen Reiches erfolgreich. Man fühlte sich mehr zu Berlin hingezogen als zu den aufrührerischen Proleten.

Zeit der Hitler-Diktatur

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten erfolgte eine wirtschaftliche Neubelebung und die Umstellung auf Kriegsproduktion, einvernehmlich mit der Vertreibung der Juden. Am 1. April 1938 befahlen die Nationalsozialisten die Umbenennung von „Nowawes“ in „Babelsberg“. Hiermit sollte der „undeutsche“ Name von der Landkarte verschwinden. Da es im Land jedoch weitere böhmische Städtenamen gab, ist es wahrscheinlicher, daß die Erinnerung an das Rote Nowawes beseitigt werden sollte. Am 11. Mai 1938 wurde Neubabelsberg in die Stadt Babelsberg eingemeindet. Babelsberg sollte jedoch als Stadt nur ein Jahr existieren, denn am 1. April 1939 wurde die Stadt nach Potsdam eingemeindet.

Namensherkunft

Um das persönliche Interesse von Friedrich II. für seine neuen Untertanen ranken sich einige Anekdoten. So soll er auch an der Namensgebung von Nowawes eine Aktie haben. Bei der Kontrolle von Bauarbeiten soll er einen Handwerker gefragt haben, wie dieser Ort eigentlich heiße. Dieser hatte keine Ahnung und antwortete „No wer weeß“. Der Ursprung des Ortsnamens ist jedoch im Böhmischen zu suchen: „Nowa Ves“ heißt „Neues Dorf“ und bezieht sich auf die Nachbargemeinde, Neuendorf.

Weitere Bilder

Quellen

Weblinks

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