Pfaueninsel

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Pfaueninsel mit Schloß im Sommer 2011

Die Pfaueninsel liegt in der Havel, westlich von Sacrow. Die einst zu Potsdam gehörende Insel ist heute Teil des Berliner Bezirkes Wannsee. Als Landschaftspark ist das gesamte Areal seit 1990 ein Weltkulturerbe der UNESCO und gehört zur Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG). Außerdem ist die Insel ausgewiesenes Naturschutzgebiet und Europäisches Vogelschutzgebiet. Neben dem weit sichtbaren Schloß gehören die Meierei und das Kavaliershaus zu den herausragenden Bauwerken der Insel.

Zwischen dem Festland (Wannsee) und der Insel verkehren täglich nach einem Fahrplan zwei Fähren, die von der SPSG betrieben werden. Es gibt die kleine Personenfähre für maximal 25 Personen und eine schwere Wagenfähre, die ein Auto und bis zu 150 Personen transportieren kann.


Geschichte

Ein Pfau auf „seiner“ Insel, 2006

Vorgeschichte

Die Insel war bereits in der Eisenzeit (800 vor bis Ende des 1. Jahrhunderts nach dem Jahr 0) durch Slawen besiedelt. Spätere Ansiedlungen sind nicht bekannt.


Erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts begann die neuerliche Geschichte der Pfaueninsel. Der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg ließ auf der Insel eine Kaninchenzucht anlegen. Die 800 Kaninchen erwirtschafteten jährlich stolze 200 Taler. Daher wurde die Insel ursprünglich auch Kaninchenwerder genannt. Im Jahr1685 erhielt der Glasmacher Johann Kunckel die gesamte Insel als Geschenk. Damit verbunden waren weitreichende Privilegien. Die Glasherstellung war eine Kunst, die Kunckel hervorragend beherrschte. Kunckel verstand es aber auch, das sehr begehrte und wertvolle Goldrubinglas herzustellen. Um in Ruhe arbeiten zu können, vor allem aber zum Schutz vor Industriespionage, wurde seine Manufaktur vom Hakendamm in Neuendorf in den nordöstlichen Teil der Insel verlegt. Seit dem war das Betreten der Insel für unbefugte Personen unter Androhung schwerer Strafen verboten. Die dunklen Rauchschwaden und stechende Gerüche, die von der Insel zum Festland zogen, verbanden die Festlandbewohner mit allerlei Vermutungen über Goldmacherei und schwarze Magie. Als im Jahr 1688 Friedrich III. als neuer Kurfürst die Regentschaft übernahm, entzog er dem Glasmacher jegliche Unterstützung. Als ein Jahr später die Glashütte und das Laboratorium bis auf die Grundmauern abbrannten (vermutlich Brandstiftung), war Kunckel wirtschaftlich ruiniert und die Insel verfiel in einen 100-jährigen Dornröschenschlaf.

Aufstieg der Insel

Der Aufstieg zur romantischen Insel begann mit Friedrich Wilhelm II. Als Kronprinz besuchte er oft die verwilderte Insel – zusammen mit der damals erst 13-jährigen Wilhelmine Encke, der späteren Gräfin von Lichtenau. Hier hatten beide romantisch-erotische Abenteuer. Zwei Jahre später brachte Wilhemine ihr erstes Kind zur Welt. Als der König im Jahr 1793 den Neuen Garten erweitern wollte, kam ihm die Idee, seine alte Abenteuerinsel zu verschönern. Dazu kaufte er das Gelände dem Großen Militärwaisenhaus ab, welches zu diesem Zeitpunkt Eigentümer der Insel war. Die 1794 begonnenen Arbeiten beschränkten sich hauptsächlich auf die Westspitze der Insel mit dem Schloß und dem feuchten Wiesenland im Osten, wo die Meierei entstand.


Neben einem Küchenhaus entstand auch eine kleine Pyramide, die als Eiskeller diente und verderbliche Lebensmittel frisch hielt. Des weiteren wurde das Haus des Schlosskastellans erbaut, mehrere Brunnen errichtet und eine Kegelbahn angelegt. Als lebender Blickfang wurden Pfauen angesiedelt. Deren Unterkunft versteckte sich optisch unter einem Heuschober. Den angesiedelten Pfauen verdankt die Insel ihren Namen, den sie seit 1795 offiziell trägt. Für die königlichen Familie wurde eine Anlegestelle angelegt. Eine zweite Anlegestelle wurde dann für den Versorgungsverkehr und andere Besucher der Insel eingerichtet.

Ausbau der Insel

Als Friedrich Wilhelm III. die Regentschaft übernahm nutzte er die Pfaueninsel zuweilen als Sommeraufenthalt. Doch seine Frau Luise, die bereits im Jahr 1810 verstarb, mochte die Insel nicht.

Der Hofgärtner Ferdinand Fintelmann, ein Onkel von Gustav Adolph Fintelmann, legte auf der Insel eine Gutswirtschaft an. Unter landschaftsgärtnerischen Gesichtspunkten wurden Ackerflächen geschaffen, die der Nahrungsknappheit während der Napoleonischen Kriege entgegen wirken sollten. Dabei ließ er die etwa 300 Eichen, welche seit mehreren Jahrhunderten auf der Insel standen, unberührt. Sein Nachfolger, Peter Joseph Lenné, begann ab 1821 mit der grundlegenden Umgestaltung der Insel. Der westliche Teil wurde zur Gartenanlage ausgebaut und der östliche blieb ländlicher Bereich mit der Meierei als Mittelpunkt. Dabei wurde ein großer Teil der Ackerflächen durch Wiesen ersetzt. Für die nun notwendige Wasserversorgung wurde ein Maschinenhaus am Südufer gebaut. Eine Dampfmaschine pumpte das Havelwasser auf den höchsten Punkt der Insel, von wo es durch Tonrohren verteilt wurde.

Das seit 1804 bestehende Kavaliershaus ließ der König durch Karl Friedrich Schinkel in den Jahren 1824/1825 erweiterten. Nach Plänen von Schinkel entstand fünf Jahre später auch das sogenannte „Schweizerhaus“.

Insel für Besucher

Mit der Thronbesteigung Friedrich Wilhelm IV. im Jahre 1840 endete die kontinuierliche Nutzung der Pfaueninsel. Der neue König und dessen Nachfolger hielten sich nur für einige Stunden im Sommer auf der Insel auf. Dabei blieb das Schloss ungenutzt. In den folgenden Jahrzehnten wurden die Mittel für die Instandhaltung mehrfach gekürzt. Auch wenn der Rosengarten im Jahr 1870 noch einmal erneuert werden konnte, erlitten alle Anlagen im Laufe der Zeit durch den Besucherverkehr schwere Schäden. Nach dem Ersten Weltkrieg sollte die gesamte Insel für rein kommerzielle Interessen freigegeben werden. So sollte hier unter anderem eine Villenkolonie entstehen, eine Privatschule mit Internat gebaut werden oder ein Luxussanatorium für Senioren. Wolfgang Stichel verfasste 1922 eine Studie über die schützenswerte Flora und Fauna der Pfaueninsel. Daraufhin erhielt die Insel am 28. Februar 1924 den Status eines Naturschutzgebietes.


Zum Abschluß der Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin veranstalteten die faschistischen Machthaber auf der Pfaueninsel ein aufwendiges festliches Spektakel, das als Italienische Nacht bezeichnet wurde. Dazu wurden 1.000 Prominente aus dem In- und Ausland eingeladen, darunter viele aus dem Hochadel. Das riesige Feuerwerk zum Ende der Feierlichkeiten hinterließ gerade bei den ausländischen Gästen negative Eindrücke. So schrieb der französische Botschafter André François-Poncet beispielsweise: „Die prasselnden Raketen machten den Eindruck eines gewaltigen Artilleriefeuers“. Und der amerikanische Botschafter William Dodd beobachtete, daß sich „viele Leute über diese Form von Kriegspropaganda beschwerten“.

Die Anlagen

Das Schloß

Das Schloß, 2006

Das kleine Schloss an der Westspitze der Pfaueninsel baute der Potsdamer Hofzimmermeister Johann Gottlieb Brendel entsprechend den Vorstellungen seines Königs. Es ist ein Fachwerkbau und wurde so angelegt, daß es vom Potsdamer Ufer aus durch seine blendend weiße Fassade aus der Landschaft heraus sticht. Auffallend ist dabei die romantische Darstellung eines verfallenen römischen Landhauses. Der Mittelteil des Schlosses wird durch zwei viergliedrige Türme eingerahmt. Die Türme sind durch eine eiserne Wandelbrücke (ursprünglich war sie aus Holz) miteinander verbunden. Es diente als privater Ruhe- und Rückzugsraum für den König und seiner Wilhelmine, die er trotz Ehe als Liebhaberin behielt.


Wilhelmine war maßgeblich an der Planung des Schlosses beteiligt und kümmert sich vorrangig um die Inneneinrichtung. Stilistisch unbelastet verwendete sie Motive aus dem alten Griechenland bis zum Südseestil (das Oteihitisches Kabinett ähnelt einer Bambushütte). Dennoch bildete alles eine Gesamtheit und zeugt von einem ausgezeichneten Geschmack. Die ursprüngliche Ausstattung ist fast vollständig im Original erhalten, da das Schloss nach 1840 nicht mehr bewohnt wurde und von Bränden oder Kriegsschäden verschont blieb.

Die Meierei

Die Meierei stellte sich als Ruine eines gotischen Klosters dar, war aber tatsächlich das Hauptgebäude eines ländlichen Anwesens mit Milchviehhaltung, mit Pferden und Schafen. Sie enthält im Obergeschoss einen prächtig dekorierten, gut erhaltenen Festsaal im gotischen Stil mit Stuckaturen

Die Menagerie

Im mittleren Teil der Insel entstand auf Weisung Lennés ein Menageriegebäude mit entsprechendem Gelände. Hier konnte Friedrich Wilhelm III. seine Leidenschaft für exotische Tiere ausleben. Es gab Rentiere, Käfige und Häuser für Lamas, Affen, Löwen und Kängurus, eine Bison- und eine Biberbucht, Volieren für Vögel wurden angelegt sowie ein Hirschgehege und eine Bärengrube. Im Jahr 1832 wurden insgesamt 847 Tiere gezählt.


Friedrich Wilhelm IV. – obwohl als Romantiker bezeichnet – teilte die Tierliebe seines Vaters nicht. Der größte Teil der Tiere sowie mehrere Gebäude und Einrichtungen der Menagerie vermachte der neue König im Jahr 1842, zwei Jahre nach seiner Thronbesteigung, der neu gegründeten Zoologischen Gesellschaft Berlin. Damit wurde der Grundstein für den Zoologischen Garten Berlin gelegt. Als einzige Überbleibsel der Menagerie befinden sich im Zentrum der Pfaueninsel noch eine Voliere und der Wasservogelteich.

Das Palmenhaus

Das Palmenhaus wurde zwischen 1829 und 1831 von Karl Friedrich Schinkel erbaut. Es war 34,5 Meter lang und 14 Meter breit als auch hoch. Der Glaspalast bestand aus 126 einheitlichen Fenstereinheiten mit schmalen Holzstreben, war streng gegliedert und beheizbar. Die Innenausstattung orientierte sich an den indischen Baustil, was sich unter anderem an der kleinen Marmorpagode aus Bengalen, dem Springbrunnen, dem Goldfischbassin sowie den entsprechenden Ornamenten widerspiegelte. Zu den ausgestellten Pflanzen gehörten Dattelpalmen und japanische Fächerpalmen, Lianen, Sagopalmen, Elefantenfuß, Ananas- und Bananenstauden, Drachenblutbäume, Litchibäume, Gewürz- und Kaffeepflanzen und viele andere mehr. Im Zentrum des Hauses stand eine schnell wachsende Fächerpalme, die bald das Glasdach erreichte. Daher wurde das Dach durchbrochen und mit einer Kuppel im indischen Stil versehen. Da auch diese Maßnahme bald nicht mehr ausreichte, wurde der Pflanzenkübel tiefer in den Boden abgesenkt. Um das Palmenhaus herum gediehen, je nach Wetterlage, Reis, Zuckerrohr und Papyrusstauden.


In der Nacht vom 18. zum 19. Mai 1880 brannte das Palmenhaus aus ungeklärter Ursache nieder. Obwohl mehrere Feuerwehren relativ rasch eintrafen, konnten weder das Gebäude noch die Pflanzen gerettet werden. Eine Wiederherstellung des Palmenhauses wurde angestrebt, aber nie verwirklicht. Heute erinnern steinerne Markierungen und Beete mit historischen Blattpflanzen an das Gebäude.

Der Rosengarten

Lenné begann seine Umgestaltung der Insel im Jahr 1821 mit dem Anlegen eines Rosengartens. Dieser befand sich zwischen dem Schloß und dem Kastellanhaus. Dazu wurde für 5.000 Taler eine private Rosensammlung aufgekauft. Durch intensive Pflege erwuchs daraus ein Bestand von 2.000 Rosenstöcken, die 140 verschiedene Arten hervorbrachten. Durch ausbleibende Pflege ab dem Jahr 1840 wurde die gesamte Anlage weitgehend zerstört. Ab 1989 wurde der Garten nach und nach wieder hergestellt.

Der Fregattenschuppen und die Fregatte „Royal Louise“

Fregatte „Royal Louise“, 2008

Am Ostufer der Pfaueninsel errichtete Albert Dietrich Schadow im Jahr 1833 einen hölzernen Fregattenschuppen in Bogenbohlenkonstruktion. Dieser Schuppen diente als Bootshaus für die Fregatte „Royal Louise“. Das 1831 auf Kiel gelegte Schiff war ein Geschenk des englischen Königs Wilhelm IV. an Friedrich Wilhelm III. 1832 wurde es zur Pfaueninsel überführt, wo unmittelbar darauf das Bootshaus gebaut wurde. Als man das Schiff im Jahr 1841 zur Matrosenstation Kongsnæs am Jungfernsee, nahe der Glienicker Brücke verlegt, wurde der Schuppen als Winterquartier der Fregatte genutzt. Auch während des Ersten Weltkriegs war das Schiff dort eingelagert. Nach der erzwungenen Abdankung Wilhelm II. während der Novemberrevolution von 1918 verließ die „Royal Louise“ Potsdam und wurde nach dem Zweiten Weltkriege auf Anordnung des Alliierten Kontrollrats abgewrackt. Zwischen 1997 und 1999 entstand in Berlin-Köpenick ein Nachbau der „Royal Louise“, der seit 2004 unter Verantwortung des „Royal Louise Yacht- und Schifffahrtsverein zu Potsdam e.V.“ wieder auf den Gewässern der unteren Havel von Spandau bis nach Fahrland segelt. Somit dient auch der Fregattenschuppen wieder als Winterlager des neuen Schiffes.


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