Schützengilde Ravensburg 1465

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Die Schützengilde Ravensburg 1465 Potsdam e. V. - so der komplette Vereinsname - ist ein eingetragener Verein für den Bereich Sportschießen. Er unterteilt sich in die Abteilungen Sportschützen (Feuerwaffen) und Bogenschießen. Der Verein versteht sich selbst als Nachfolger der Schützengilde, die 1465 zum Schutz der Stadt Potsdam gegründet wurde.

Das Vereinsgelände mit dem Schützenhaus befindet sich in der Michendorfer Chaussee 8. Das einstige Gelände des Vorgängervereins der Schützengilde wird heute von einer Telekommunikationsfirma belegt. Die Schießstände und das Vereinsheim befinden sich südöstlich dieser Gewerbefläche im Wald. Um dort hinzufahren, muß das Gelände also komplett umfahren werden.

Geschichte

ehem. Schützenhaus in der heutigen Max-Planck-Str.; 1900

In den unruhigen Zeiten des Mittelalters konnten sich die Städte nur durch Selbsthilfe vor feindlichen Angriffen schützen. Auf die verantwortlichen Landesfürsten war in dieser Sache kein Verlaß. So gründete der Magistrat der Stadt Potsdam eine Schutztruppe, die 1465 erstmalig erwähnt wurde. Diese Truppe war nicht nur mit Waffen, sondern auch mit Harnischen ausgerüstet, was ihre militärische Bedeutung unterstrich. Hauptaufgabe dieser Schutztruppe war die Bewachung der Stadt, vor allem der Brücken und der Stadttore. Für diese Aufgabe wurden die Truppe mit Bürgern der umliegenden Gemeinden, wie Treuenbrietzen und Beelitz, verstärkt.

Durch den 30-jährigen Krieg (1618-1648) und seinen Folgen konnte die Schutztruppe ihren Aufgaben nicht mehr nachkommen. Es gab in der Mark Brandenburg, und in Potsdam selbst, einfach zu wenige Bürger, die den Krieg überlebt haben oder nicht geflohen sind. Die wenigen verbliebenen Bürger waren durch die Zerstörungen, welche die Landsknechtheere verursacht hatten, verarmt. Dadurch konnten sie keine Schutztruppe unterhalten. Der preußische Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg stellte auf Grund der Erfahrungen dieses Krieges ein stehendes Heer auf. Somit wurde eine Schutzwehr der Bürger nicht mehr benötigt.

Im Jahr 1703 genehmigte Friedrich I., König in Preußen, auf Ersuchen der Potsdamer Bürgerschaft die Bildung einer neuen Schützengilde. Dafür ließ er vor der Langen Brücke, auf dem heutigen Leipziger Dreieck, einen Schließplatz errichten. Die Mitglieder des neuen Vereins bauten sich ein zweistöckiges Schützenhaus, das aus Holz bestand. Das Haus erhielt auch eine gastronomische Einrichtung. Und da das Schützenhaus vor dem südlichen Stadtzugang, dem Teltower Tor, lag, zu der drei Hauptzufahrtsstraßen zur Stadt führten (heutige Friedrich-Engels-Straße, Heinrich-Mann-Allee und die Leipziger Straße), kehrten hier viele Händler, Fuhrleute und andere Reisende ein. Daher wurde das Schützenhaus als "Schützenkrug" bezeichnet.

1711 mußte die Tätigkeit der Schützengilde eingestellt werden. König Friedrich Wilhelm I. befürchtete, daß die Bürger durch den Verein von ihren eigentlichen Geschäften abgehalten werden. Während des 1. Schlesischen Krieges (1740–1742) war die Potsdamer Garnison im Einsatz. Um die Stadt nicht schutzlos zu lassen, mußten ab 1741 die Bürger wieder eine Schutztruppe aufstellen. Ein Jahr später genehmigte König Friedrich II. wieder die Bildung einer Schützengilde und bestätigte dieser alle alten Privilegien. 1765 erhielt die Gilde einen neuen Standort zugewiesen. Der so genannte Schützengarten befand sich auf dem Gelände des heutigen Wohnkarrees zwischen Albert-Einstein-Straße und den Straßen Brauhausberg und Am Havelblick. Das neue Schützenhaus entstand erst in den Jahren 1829 bis 1833 nach Entwürfen des Architekten Christian Heinrich Ziller, der sich das Zivilkasino von Karl Friedrich Schinkel (Gebäude des Bundesrechnungshofes in der Dortustraße) als Vorbild nahm. In den nächsten knapp 100 Jahren wurde das Gebäude erweitert und mit einer Kegelbahn sowie einem Musikpavillon ausgestattet. Durch den Bau der neuen Anlage entstand der Schützenplatz nordwestlich der Kindl Brauerei, zwischen der Heinrich-Mann-Allee und der heutigen Max-Planck-Straße. Dieser Platz mit seinen Gebäuden wurde durch die Bombardierung in der Nacht von Potsdam am 14. April 1945 zerstört.

Teil des ehem. Schützenhauses Michendorfer Chaussee, 2009

1927 mußte die Schützengilde ihr Gelände aufgeben. Die Stadt baute die heutige Straße Brauhausberg aus und verlängerte diese bis zur Heinrich-Mann-Allee. Geplant war eine Straßenbahnverbindung von Potsdam nach Caputh, die aber nur zum Teil fertiggestellt werden konnte. Als Ausgleich erhielt die Gilde das Gelände an der Michendorfer Chaussee und eine Entschädigung. Die Errichtung des dritten Schützenhauses, der so genannten "Ravensburg", erfolgte nach Entwürfen des Architekten Heinrich Laurenz Dietz. Die Einweihung war 1930. Der Neubau der überdimensionalen Anlage überforderte die Schützengilde finanziell sehr, da auch der erwartete Zulauf von Besuchern der Gastronomie ausblieb. Das neue Gelände lag nicht mehr so verkehrsgünstig wie das alte. Deshalb erfolgte 1938 die Zwangsvollstreckung.

Nach 1945 nutzte die Deutsche Post das Gelände mit seinen verbliebenen Gebäuden als Berufschule. Die 1952 gegründete Gesellschaft für Sport und Technik erhielt einen kleinen Teil des Geländes für ihre Sektion Sportschießen. Diesen Teil nutzt die neugegründete Schützengilde für ihre Vereinstätigkeit.

Quellen

  • Schützengilde Ravensburg 1465 - offizielle Webseite
  • Geschichte der Schützengilde - Artikel der eigenen Webseite
  • „Potsdam-Lexikon, Stadtgeschichte von A bis Z“, Götzmann, Jutta; Wernicke, Thomas; Winkler, Kurt (Hrsg.); Verlag für Berlin-Brandenburg, Berlin, 2010, S. 219f; ISBN 978-3-942476-03-4.
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