Kanalisation

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Die Kanalisation von Potsdam hat eine über 100-jährige Geschichte, die im 19. Jahrhundert begann. Heute wird die Kanalisation von den Stadtwerken betrieben.

Die Zeit vor dem Abwassersystem

Bis zum Jahr 1700 wurde das Abwasser einfach auf die Straßen gekippt. Dadurch war das Verhältnis zum Nachbarn auf manche Probe gestellt und die Seuchengefahr sehr groß. Es gab zwar Sammelgruben, aber die Entsorgung dort war für die meisten Bürger unerschwinglich. König Friedrich II. verkündete um 1750 die „Gassenordnungen“. Bürger, welche die Straße mit Jauche verschmutzten, mussten fünf Taler Strafe zahlen. Das waren etwa sechs Wochenlöhne eines Webers in Nowawes. Vorgänger König Friedrich Wilhelm I. hatte hier noch Sonderregelungen zugelassen, denn er gestattete das Säubern von Nachtgeschirren und ähnlichem durch tiefes Eintauchen in die Gewässer.

Die Anfänge

Doch Potsdams Einwohner lebten nicht alle in der Nähe von Flüssen. Im Jahr 1876 wurden in der Spandauer Straße (später Friedrich-Ebert-Straße) und Eisenhartstraße die ersten Sammler für Schmutzwasser gebaut. Bis dahin dienten Abortgruben einzelner Grundstücke und Rinnsteine dem selben Zweck. Zwei Jahre später löste der Architekt James Hobrechts das Abwasserproblem der Stadt. Es wurden somit mehrere Sammelbrunnen gebaut, welche mit der Kläranlage in der Holzmarktstraße verbunden wurden. Diese war aber bald überfordert, und so folgte eine weitere Kläranlage in der Zeppelinstraße. Doch schon bald gab es noch ein anderes Problem – die Entsorgung des entstehenden Schlammes war nicht gegeben. Mit ersten chemischen Lösungen wurde versucht, das Wasser wieder rein zu bekommen. Als erstes wurde Kalk nach dem Röckner-Rothe-System beigegeben. Doch der verbleibende, gereinigte Schlamm fand keinen Abnehmer in der Landwirtschaft.

1900 bis 1945

Um die Jahrhundertwende wurden sehr gute Erfahrungen mit dem Degner-Rotheschen Kohlebrei-Klärverfahren gemacht. Dem Klärschlamm wurden 1,6 Kilogramm gemahlene Braunkohle und 250 Gramm Tonerde beigefügt. Dieser Schlamm ließ sich nach dem Austrocknen zur Stromgewinnung benutzen. 1902 bis 1903 wurde die Kläranlage in der Holzmarkstraße auf dieses System umgebaut. Dank der guten Entsorgungungsmöglichkeiten waren nun rund 96 Prozent (59.500 von 62.000) der Einwohnern an das Kanalisationsnetz angeschlossen. Jeder Bürger verbrauchte 75 Liter pro Tag. Die Teltower Vorstadt hatte einige Probleme mit ihrer Abwasserentsorgung. Das Abwasser des Stadtteils wurde in den Kremer-Klärbrunnen geleitet. Da sich die Einwohneranzahl schnell verdoppelt hatte, musste ein Oms-Klärwerk gebaut werden.

Nachkriegszeit

Nach dem Zweiten Weltkrieg, war der Sommer 1945 sehr heiß und das Kanalnetz der Potsdamer Stadtentwässerung war lange Zeit nur notdürftig oder überhaupt nicht gewartet worden. Die Anlage funktionierte nicht mehr, deswegen wurden oft spontan Gruben ausgehoben. Kleine Trupps zogen in den Jahren 1945 bis 1946 los, um die unterirdischen Abwasserkanäle zu reparieren. Damit bewahrten sie die Stadt vor schlimmen Epidemien. Durch die Verschmutzung der Seen und Flüsse herrschte eine große Typhusgefahr.

Zeit der DDR

1951 wurde ein neues Schmutzwasserpumpwerk in der Schopenhauerstraße in Betrieb genommen. Zudem wurden bestehende Sammelgruben leistungsfähiger gemacht und Hebeleitungen rekonstruiert. Durch die Einengung der Abwasserkanäle in der Zeppelinstraße wurde befürchtet, dass im Templiner See stärkere Schlammablagerungen auftreten könnten. Bis Ende 1964 wurde das kaum gereinigte Abwasser in diesen See geleitet. Dadurch wurden die Lebewesen dort vergiftet und das Baden war auch kaum möglich.

In den Jahren von 1962 bis 1965 wurde der Stadtkanal zugeschüttet, und das Abwasser sollte unter der Straße Am Kanal fließen. Bei starkem Regen mussten die Mischwasserüberlaufwerke entlastet werden. Deswegen stand die damalige VEB Wasserversorgung unter starkem Druck. Letztendlich entschied sich die Stadtverwaltung dazu, das Abwasser nach Stahnsdorf zu leiten und dort reinigen zu lassen.

Im Jahr 1965 ging das neue Klärwerk Potsdam-Nord (in Nedlitz) in Betrieb. Doch da es nicht modern und vor allem groß genug war, waren auch diese Kapazitäten bald stark belastet. Zudem war die gesamte Abwassertechnik von Potsdam veraltet. Die Schweinemästerei in Bornim, die eine der Hauptverantwortlichen der Überlastung war, sollte im Jahr 1964 von dem übrigen Wassernetz abgetrennt werden. Dies war aber kaum möglich.

Im Jahr 1968 wurde eine provisorische Druck-Gefälleleitung nahe der Zeppelinstraße installiert. Abwasser wurde so zu der im Jahr 1964 errichteten Kläranlage Potsdam-Nord geführt. Die Stadt hatte zu dem Zeitpunkt 55 Kilometer Steinzeug-Schmutzwasserleitungen. Diese Erweiterung war erforderlich geworden, da durch den vermehrten Wasserverbrauch aufgrund der Zuwanderung im Jahr 1956 die bestehenden Anlagen mit dem doppelten ihrer Kapazität belastet wurden.

Im Jahr 1975 stellte die bisherige Kläranlage, in Stahnsdorf, ihren Betrieb ein und das Abwasser wurde in das Abwasserpumpwerk Süd geleitet.

Die Wende und danach

Im Jahr 1989 wurde das Abwasserpumpwerk Süd modernisiert. Die bisher genutzten Gewässer wurden jetzt weniger belastet.

Im Jahr 1999 wurde die Kläranlage Potsdam Nord, nach 15-monatiger Bauzeit, in Betrieb genommen. Dies war die erste, die den europäischen Normen entsprach.

Im Oktober 2000 wurde die Kanalisation – zusammen mit dem Trinkwasser-Netz – von den Stadtwerken übernommen.

Weblinks

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