Georg Spiegel

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Georg Spiegel (* 3. Juli 1895 in Stuttgart; † 31. Oktober 1960 in Potsdam) war sozialdemokratischer Politiker sowie der SED und Widerstandskämpfer im Zusammenhang mit dem Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 und ein Opfer des Faschismus.

Geschichte

Spiegel wurde am 3. Juli 1895 in Stuttgart geboren. Sein Vater war Sozialdemokrat und aktiv in der Gewerkschaft tätig. Von 1900 bis 1910 besuchte Spiegel die Realanstalt in Stuttgart und erlernte anschließend den Beruf eines Modellschreiners. Er wurde Mitglied und später Funktionär der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ). Außerdem leitete er als 13-jähriger eine Jugendgruppe der „Freien Turner“ und war Vorsitzender der Metallarbeiterjugend Groß-Stuttgart.

Nach dem Ersten Weltkrieg, in dem er von 1915 bis 1918 diente, arbeitete Spiegel für verschiedene sozialdemokratische Zeitungen. Nebenbei erhielt er die Ausbildung zum Redakteur. Als solcher arbeitete er wiederum für verschiedene Zeitungen und war auch Leiter der Volksbuchhandlung. Spiegel übte verschiedene Funktionen, teilweise zeitgleich, aus. So war er Landessekretär der SAJ Württemberg, Mitglied des Hauptvorstandes der SAJ, SPD-Vorsitzender in Tuttlingen und Bevollmächtigter des Sattlerverbandes Tuttlingen. Darüber hinaus war er Mitglied im Ortsausschuß des ADGB und in mehreren kommunalen Beiräten der Genossenschaftsbewegung.

Im Jahr 1929 zog Spiegel nach Potsdam um. Er heiratete die Berlinerin Irma Naether und wurde Redakteur des Potsdamer Volksblattes. Er war Stadtverordneter in Potsdam und ab 1932 Vorsitzender des SPD-Kreisvorstandes Potsdam. Zusammen mit dem Walter Junker, dem Politischen Leiter der KPD-Ortsgruppe Nowawes, kämpfte er für die antifaschistische Einheitsfront.

Im Juni 1933 wurde Spiegel verhaftet und erst in das Stadtgefängnis Potsdam in der Lindenstraße und später in das Konzentrationslager Oranienburg verschleppt. Am 19. August 1933 wurde er wieder entlassen und kam unter Polizeiaufsicht. Nach anfänglicher Arbeitslosigkeit arbeitete er von 1934 bis 1939 als Kleinhändler. Dennoch trat er in Kontakt zu sozialdemokratischen Funktionären aus Potsdam und Brandenburg an der Havel und begann erneut illegal tätig zu werden. Seine Hauptarbeit leistete er dabei in der Widerstandsgruppe um Hermann Maaß und Wilhelm Leuschner (hessischer Innenminister von 1918-1933). So war er unter anderem bei an einem Gespräche mit Claus Schenk Graf von Stauffenberg in der Babelsberger Villa von Hermann Maaß beteiligt. Ab August 1939 arbeitete Spiegel als Zivilangestellter der Wehrmacht bei der Wehrersatzinspektion Potsdam. Er war als Sachbearbeiter der Operation Walküre (Plan der Wehrmacht zur Unterdrückung von Aufständen - genutzt als Aktionsplan der Hitlerattentäter). Nach dem mißglückten Attentat auf Hitler wurde Spiegel am 20. August 1944 wegen der Denunziation einer Nachbarin von der Geheimen Staatspolizei verhaftet und in das KZ Sachsenhausen verschleppt. Am 27. September 1944 wurde er wegen fehlender Beiweise für seine Teilnahme am Attentat wieder entlassen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg baute Spiegel die SPD in Potsdam neu auf, wurde deren Erster Vorsitzender des Kreises Groß-Potsdam und im Oktober 1945 sogar zum SPD-Landesvorsitzender für die Mark Brandenburg ernannt. Im Mai 1945 übernahm Spiegel im Auftrag des sowjetischen Stadtkommandanten Oberst Andrej Werin die Aufgabe des Pressedezernenten und wurde zwei Monate später von Werin zum Ersten Bürgermeister der Stadt Potsdam und Stellvertreter des Oberbürgermeisters Walter Paul (KPD) ernannt. Außerdem war er von 1946 bis 1950 Vorsitzender der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung. Spiegel trat, wie Anfang der 1930er Jahre, für die Einheitsfront ein und engagierte sich daher für die Vereinigung der SPD mit der KPD zur SED. Beim Vereinigungsparteitag der Landesvorstände im ehemaligen Gesellschaftshaus „Zum Alten Fritz“ (heute Theaterklause) in der Zimmerstraße, am 7. April 1946 nahm Spiegel ebenso teil wie am Vereinigungsparteitag in Berlin am 21./22. April 1946. Seitdem war er Mitglied des SED-Provinzialvorstandes Brandenburg, Leiter der Genossenschaftsabteilung beim Sekretariat des SED-Provinzialvorstandes und Mitglied des SED-Kreisvorstandes Potsdam sowie Landtagsabgeordneter im Landtag Brandenburg. Nach einem Lehrgang an der Kreisparteischule in Sacrow war er in mehreren Funktionen im Bereich Handel und Versorgung tätig. 1958 trat Spiegel in den Ruhestand.

Georg Spiegel starb am 31. Oktober 1960 in Potsdam.

Quellen

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