Gewehrmanufaktur

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Die ehemalige Gewehrmanufaktur hatte ihren Sitz in der Innenstadt von Potsdam, in der heutigen Hoffbauerstraße bzw. Dortustraße (damals Waisenstraße). Sie wurde im 18. Jahrhundert eingerichtet und in der Mitte des 19. Jahrhunderts von Potsdam nach Spandau verlegt.

Geschichte

Das ehemalige Direktionsgebäude, um 1910
Der ehemalige Haupteingang, um 1940

Die Manufaktur begann im Jahr 1722 mit der Produktion. Vier Jahre zuvor ließ der König Friedrich Wilhelm I. am Stadtkanal mehrere eingeschossige Fachwerkhäuser bauen, in denen die Manufaktur untergebracht werden sollte. Als Unternehmer wurden die Kaufleute David Splitgerber und von Gottfried Daum beauftragt. Da in Potsdam keine Wasserräder betrieben werden konnte – die Fließgeschwindigkeit der Havel ist zu gering – wurde ein zweites Werk in Spandau gebaut. Hier standen die großen Hammerwerke, Bohrmühlen und Schleifmühlen. Auch dieses Werk wurde von Splitgerber und Daum betrieben. Büchsenmachermeister und Facharbeiter wurden aus den Hochburgen der Waffenproduktion Lüttich und Solingen angeworben. Mit bis zu 200 Arbeitern war die Gewehrmanufaktur das größte frühkapitalistische Industrieunternehmen des 18. Jahrhunderts in Potsdam. Da die Arbeiter aus katholischen Ländern kamen, wurde auf dem Gelände der Manufaktur eine eigene Fachwerkkirsche erbaut. Diese wurde in den Jahren 1737/38 durch einen Neubau, ebenfalls in Fachwerk, ersetzt.

Die anfängliche Produktion von 1.300 Gewehren wurde schnell auf jährlich 10.000 bis 18.000 Feuerwaffen erhöht. Neben Gewehren und Pistolen wurden aber auch Säbel, Degen und ähnliche Waffen hergestellt. Bereits 1724 erging ein königliches Verbot zum Import fremder Waffen in das Königreich Preußen. Ab Mitte der 1730er Jahre konnte die Manufaktur ihre Produkte sogar exportieren – nach Rußland, Dänemark, Österreich und Polen.

Bereits 1755 entstand direkt an der Breiten Straße das Direktionsgebäude. Wegen seiner Verzierung mit skelettierten Widderköpfen wurde das einzige steinerne Gebäude der Manufaktur Ochsenkopfhaus genannt. Die alten Fachwerkhäuser jedoch verfielen langsam. Deshalb wurden zwischen 1775 und 1780 die alten Gebäude abgerissen und durch dreigeschossige Steinhäuser ersetzt. Der Haupteingang zur Fabrik wurde mit den Figuren „Minerva“ und „Mars“ verziert. In der Mittelachse waren drei schmiedende Zyklopen angebracht unter denen der lateinische Schriftzug „Werkstätten der Schmiedegesellen des Vulkan, dem Marse heilig“ stand.

Als im Jahr 1840 das neuentwickelte Zündnadelgewehr im preußischen Heer eingeführt wurde, kam für die Gewehrmanufaktur das aus. Dieses Gewehr verlangte eine neue Qualität in der Fertigung und höchste Präzision. Dazu war die Manufaktur jedoch technologisch und organisatorisch nicht ausgerichtet – die Maschinen waren veraltet und die Produktion der verschiedenen Gewehrteile an zwei getrennten Orten wirkte sich jetzt negativ aus. Deshalb übernahm der preußische Staat am 1. Januar 1852 die Fabrik und verlegte die Potsdamer Fabrik komplett nach Spandau.

Die Gebäude der Gewehrmanufaktur wurden bis 1865 zu Kasernen umgebaut. Hier hatte das 1. Garderegiment zu Fuß sein Quartier (bis 1918) und anschließend das berühmte Infanterieregiment 9. Bei der Bombardierung in der Nacht von Potsdam wurden die Gebäude in der Straße Am Kanal völlig zerstört und die in der damaligen Priesterstraße stark beschädigt. Letztere wurden nach dem Krieg wieder aufgebaut und dienten dem Stadtbau Potsdam sowie der HO-Verwaltung als Domizil.

Quellen

  • "Von der kurfürstlichen Landschaftsallee zur sozialistischen Magistrale - die Wilhelm-Külz-Straße"; Herausgeber: Potsdam Museum, Potsdam, 1988
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