Henry Paul von Zitzewitz

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Henry Paul von Zitzewitz (* 17.Oktober1876 in Berlin; † 8. März 1945 in Templin) war ein deutscher Jurist, Polizeipräsident und Mitbeteiligter am Widerstandes gegen das NS-Regime.

Leben

Henry Paul von Zitzewitz wurde als zweites Kind in der Familie des preußischen Oberstleutnants Cölestin I. von Zitzewitz und dessen Ehefrau Elise geboren. Die Erziehung in der Familie folgte den Werten der evangelischen Konfession. Sein Abitur legte Henry zu Ostern 1895 am Königlichen Wilhelms-Gymnasium in Berlin ab. Unmittelbar darauf begann er ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten in Lausanne, Leipzig und Berlin. Es wurde 1896 durch den pflichtgemäßen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger unterbrochen. Bereits im Mai 1900 legte er die erste juristische Staatsprüfung ab und wurde kurz darauf als Gerichtsreferendar an verschiedenen Einrichtungen eingesetzt. Als Regierungsreferendar wechselte er 1902 zur Regierung nach Merseburg. Drei Jahre darauf legte er auch die große Staatsprüfung ab und beendete damit seine Berufsausbildung.

Ab 1905 war Henry Paul von Zitzewitz als Regierungsassessor beim Polizeipräsidium und im Oberpräsidium von Königsberg eingesetzt. Von hier kam er 1907 wieder nach Berlin zurück und war ab Oktober 1907 Hilfsarbeiter beim Reichsamt des Innern tätig. Von hier aus erfolgte im Sommer 1911 seine Ernennung zum kommissarischen Verwalter des Landratsamtes in Dillenburg. Anfang des nächsten Jahres erfolgte seine Festanstellung. Ab August 1914 war er als Hauptmann der Reserve Teilnehmer des Ersten Weltkrieges. Nach einer schweren Verwundung übernahm er ab Oktober in Lodz das Amt des stellvertretenden Polizeipräsidenten. In den folgenden Jahren wirkte von Zitzewitz als Verwalter der Kreise Lodz, Lask und Brzezing und ab 1916 als Leiter der Kreisverwaltung Lenczyca. 1917 kehrte aber er nach Berlin zurück. Ab Oktober 1917 wurde er in Potsdam als Polizeipräsident eingesetzt. Anfangs wohnte er in Potsdam Jägerallee 21 und wechselte dann in die Priesterstraße 13 (heute Henning-von-Tresckow-Straße).

Das Amt des Polizeipräsidenten hatte Henry Paul von Zitzewitz bis Anfang 1933 inne. Dann wurde er durch den Aktivisten in der SA Berlin-Brandenburg Wolf-Heinrich von Helldorf (1896-1944) im März 1933 abgelöst. Das war Bestandteil der von der NSDAP und dem Sicherheitsdienst vollzogenen Säuberung der preußischen Polizei von „unliebsamen“ Kräften in den Führungspositionen. Im Rang eines Regierungsrates wurde er daraufhin im Polizeipräsidium Düsseldorf eingesetzt. Ab 1935 war er kurzzeitig Polizeipräsident z. D. in Düsseldorf und übernahm ein Jahr darauf das Amt des Regierungspräsidenten. Während dieser Zeit kam er in Kontakt mit der 1934 in Hamburg gebildeten oppositionellen Gruppe Robinsohn-Strassmann, deren Mitglieder fast alle vom linken Flügel der verbotenen Deutschen Demokratischen Partei (DDP) kamen. Ihr Ziel war die Überwindung des nationalsozialistischen Systems ohne Gewalt, aber mit Einsatz konspirativer Mittel. Mitte der 1930er Jahre gehörten ca. 60 Personen zur Widerstandgruppe, an deren Spitze der Berliner Landgerichtsrat Ernst Strassmann (1897-1958), der Hamburger Textilfabrikant Hans Robinsohn (1897-1981) und der Berliner Journalist Oskar Stark (1890-1970) standen. Sie unterhielten Verbindung zum Goerdeler-Kreis, zur Bekennenden Kirche, zum Kreisauer Kreis und zur Opposition innerhalb der Wehrmacht. Nach dem Überfall Deutschlands auf Polen stellten sie feste Kontakte zum britischen Außenministerium her.

Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde Henry Paul von Zitzewitz in den Ruhestand entlassen. Doch bereits zwei Jahre später erfolgte 1941 seine Aktivierung und Versetzung nach Templin. Hier wurde er und seine Ehefrau bei den Kämpfen um die Stadt beim Einmarsch der Roten Armee am 8. März 1945 getötet.

Familie

Die Eltern des Henry Paul von Zitzewitz waren der preußische Oberstleutnant Cölestin I. von Zitzewitz (1847-1892) und Elise von Zitzewitz (1847-1922) geborene Koebel. Verheiratete war er seit dem 26. Mai 1908 mit Vera (1885-1945), geborene Bürgers. Aus der Ehe gingen Heinrich Manfred von Zitzewitz (1909-1942), gefallen in Smolensk, und Olga Elvira (1912), verehelichte von Buchau, hervor.

Quellen

  • Burkardt/Pult, Nassauische Parlamentarier, Teil 2: Der Kommunallandtag des Regierungsbezirks Wiesbaden, Wiesbaden 2003, Nr. 407.
  • Sassin, Horst R., Liberale im Widerstand. Die Robinsohn-Strassmann-Gruppe 1934-1942, Christians Verlag Hamburg 1993.

Literatur

  • Burkardt/Pult, Nassauische Parlamentarier, Teil 2: Der Kommunallandtag des Regierungsbezirks Wiesbaden, Wiesbaden 2003, Nr. 407.
  • Lengemann, MdL Hessen 1808–1996. Biographischer Index, Marburg 1996, S. 426.
  • Klein, Leitende Beamte der allgemeinen Verwaltung in der preußischen Provinz Hessen-Nassau, Darmstadt/Marburg 1988, S. 244.
  • Sassin, Horst R., Liberale im Widerstand. Die Robinsohn-Strassmann-Gruppe 1934-1942, Christians Verlag Hamburg 1993.
  • Biografie über „Zitzewitz, Henry Paul von“, in: Hessische Biografie
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