Johannes Lepsius

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Johannes Lepsius, um 1920

Johannes Lepsius (* 15.12.1858, in Berlin; † 3.2.1926, in Meran) war Theologe, Lehrer und Gründer des Armenischen Hilfswerkes.

Geschichte

Johannes Lepsius wurde am 15. Dezember 1858 in Berlin geboren. Sein Vater, Carl Richard Lepsius, war Mitbegründer der wissenschaftlichen Ägyptologie. Er studierte Theologie und Philosophie, wobei er auf letzterem promovierte. Für Lepsius bildeten die Theorien des Philosophen Immanuel Kant und das Neue Testament der Bibel eine Einheit.

Ab dem Jahr 1884 arbeitete Lepsius als Hilfsprediger und Lehrer in der deutschen Gemeinde in Jerusalem, das damals zum Osmanischen (später Türkischen) Reich gehörte. Zwei Jahr später leitete er das Pfarramt in Friesdorf (im Harz). Dort gründete Lepsius für die notleidende Bevölkerung eine orientalische Teppichmanufaktur. Als er von den 1894 beginnenden Massakern der Türken gegen das armenische Volk erfuhr, reiste Lepsius in das betroffene Gebiet und gründete zwei Waisenhäuser für armenische Kinder. Nach Deutschland zurück gekehrt publizierte er eine Dokumentation unter dem Titel „Armenien und Europa“, wodurch er europaweit bekannt wurde. Um sich besser in diese Arbeit einzubringen – sein Pfarramt begrenzte ihn hierbei – legte er sein Amt nieder und gründete das Armenische Hilfswerk. Dieses gilt als ein Vorläufer der Menschenrecht- und Flüchtlingsorganisationen des Völkerbundes und der Vereinten Nationen. Durch dieses Hilfswerk entstanden Schulen, Krankenhäuser und Manufakturen für armenische Flüchtlinge.

Im Jahr 1907 zog das Büro der Deutschen Orient-Mission nach Potsdam in die Große Weinmeisterstraße 45, in der Lepsius auch mit seiner Familie wohnte. Hier wurde auch die Deutsch-Armenische Gesellschaft gegründet, welche die armenischen Autonomiebestrebungen unterstütze.

Lepsius hat den türkischen Völkermord an den Armeniern (1915–1916) in seiner Schrift „Bericht über die Lage des armenischen Volkes in der Türkei“ dokumentiert und an der Zensur vorbei veröffentlicht. Eine von Droktor Lepsius initiierte Eingabe, die von Katholiken und von Protestanten gleichermaßen mitgetragen wurde, blieb erfolglos. Auch eine Anfrage von Karl Liebknecht im Reichstag zu diesem Thema brachte nichts.

Doktor Johannes Lepsius starb am 3. Februar 1926 in Meran.

Die Einrichtung einer Gedenkstätte in der nach ihm benannten Lepsius-Villa fand die Missbilligung der türkischen Regierung. Presseberichten zufolge wurde versucht, die Landesregierung Brandenburgs von der Unterstützung des Projektes abzubringen. Die Behandlung des Völkermords an rund 1,5 Millionen Armeniern ist nach Intervention des türkischen Konsuls beim damaligen Ministerpräsident Matthias Platzeck aus den brandenburgischen Schulbüchern gestrichen worden.

Weblinks

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