Lilian Harvey

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Lilian Harvey, im Jahr 1934

Lilian Harvey (* 19.01.1906, in London; † 27.07.1968, in Frankreich) war eine britisch-deutsche Schauspielerin und Sängerin.

Geschichte

Lilian Harvey wurde am 19. Januar 1906 in London als Lilian Helen Muriel Pape geboren. Ihr (vermeintlicher) Vater war ein deutscher Kaufmann aus Magdeburg. Schon während ihrer Londoner Schulzeit nahm Lilian heimlich Ballett-Unterricht. Später lebte die Familie in Berlin, wo Harvey ihr Abitur ablegte. Anschließend besuchte sie die Ballettschule der Deutschen Staatsoper und erhielt erste Auftritte als professionelle Tänzerin in Ungarn und Österreich. Bereits bei diesen Engagements trat Lilian unter dem Künstlernamen Harvey – dem Mädchennamen ihrer Großmutter – auf.

Im Februar 1924 erhielt sie eine erste kleine Filmrolle in „Der Fluch“ von Robert Lands. Nach weiteren Einsätzen – auch als Hauptdarstellerin – in verschiedenen Stummfilmen feierte Lilian im Jahr 1925 ihre ersten große Erfolge mit den Filmen „Leidenschaft“ und „Liebe und Trompetenblasen“. Mit Willy Fritsch, stand sie erstmals im Jahr 1926 in der Operettenverfilmung von „Die keusche Susanne“ vor der Kamera. Es folgten Angebote der Universum-Film AG und der amerikanischen Produktionsfirma Universal.

Im Jahr 1930 drehte sie mit Willy Fritsch ihren ersten Tonfilm, die romantischen Komödie „Liebeswalzer“. Das Publikum kürte die beiden Hauptdarsteller zum Traumpaar des deutschen Films. Lilian Harvey sang in dem Film „Der Kongreß tanzt“ von 1931 das Lied „Das gibt's nur einmal“. Dieses Lied wurde ein Evergreen und wird bis heute interpretiert. 1932 erhielt die Harvey eine Einladung nach Hollywood. Dort drehte sie vier Filme für die Produktionsfirma 20th Century Fox, denen jedoch der Erfolg versagt blieb.

Im Jahr 1935 kehrte Lilian Harvey nach Deutschland zurück. Sie bezog eine Villa in der Griebnitzstraße Nummer 5a in Klein Glienicke. Weil sie dem inhaftierten Choreographen Jens Keith († 1950) aus dem Gefängnis half und ihm die Flucht in die Schweiz ermöglichte, wurde sie von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) vernommen und überwacht. Da Lilian trotzdem jüdische Kollegen in ihrem Haus empfing, wurde sie weiterhin von der Gestapo beobachtet und galt als unzuverlässig. Sie bekam sogar Drohbriefe. Mit „Frau am Steuer“ drehte sie im Jahr 1939 ihren letzten Film in Deutschland, denn im Frühjahr desselben Jahres verließ sie dieses Land für immer.

Harvey emigrierte nach Frankreich und mußte dabei den größten Teil ihres Vermögens zurücklassen. Die Einkünfte ihres Historienfilms „Sérénade“ werden für die Unterstützung französischer Soldaten verwendet, die im Ersten Weltkrieg verletzt wurden. Außerdem tritt sie täglich für die Truppenbetreuung der französischen Armee auf und kümmert sich um internierte Ausländer. Nach der Besetzung Frankreichs durch die Wehrmacht ging sie im Jahr 1941 abermals nach Hollywood. Im Jahr 1943 wird ihr durch das NS-Regime die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt und ihr Vermögen in Deutschland eingezogen. Trotz einiger Angebote lehnt sie die Arbeit beim Film ab. Sie hält sich mit Heimarbeit über Wasser – sie bemalt Puppen und Gläser – und veräußert ihren wenigen Schmuck, den sie bei ihrer Flucht retten konnte. Seit 1943 tritt Lilian in verschiedenen Städten der USA auf der Bühne auf. Mit der Hauptrolle in dem erfolgreichen Stück „Blithe Spirit“ wird sie eine gefragte Theaterschauspielerin und tourt durch die USA.

Im Jahr 1946 kehrte Harvey nach Paris zurück. In den folgenden Jahren unternahm sie Gesangstourneen durch Frankreich, Belgien, Skandinavien und Ägypten. Eine Tournee führt sie 1949 auch wieder nach Deutschland. Da sie vom Publikum freudig begrüßt wird, trat sie dort auch in Theaterrollen auf. Allerdings mußte sie wegen einer Tuberkuloseerkrankung einen längeren Sanatoriumsaufenthalt in der Schweiz hinnehmen. In den Jahren 1955 und 1956 unternahm sie mehrere Gastspielreisen, die sie auch in die DDR führte. Hier lernte Harvey Else Wirth (1907–2007) kennen, die von nun an ihre Lebensgefährtin und Mitarbeiterin wurde. Von der Bundesregierung erhielt Harvey eine Entschädigung in Rentenform für das in der Nazi-Zeit eingezogene Vermögen.

Ab dem Jahr 1957 lebte Harvey mit Else Wirth zurückgezogen in Juan-les-Pins (Frankreich). Sie eröffneten eine Boutique und vermieteten Ferienbungalows. Mehrere Comeback-Versuche blieben erfolglos. Für langjähriges hervorragendes Wirken im deutschen Film erhält Harvey im Jahr 1965 das Filmband in Gold des deutschen Filmpreises und zwei Jahre später den Bambi.

Lilian Harvey starb am 27. Juli 1968 in Frankreich, in ihrem eigenen Hotel in Juan-les-Pins, an einer verschleppten Gelbsucht. Ihre letzte Ruhestätte fand sie auf dem Friedhof Robiac im benachbarten Antibes.

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