Marmorpalais

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Das Marmorpalais (bis 1798 auch Marmorhaus genannt) am Ufer des Heiligen Sees war der erste Schlossbau im Neuen Garten. Es gilt als repräsentativer Bau des preußischen Frühklassizismus und wird deshalb auch als „Perle des Frühklassizismus“ bezeichnet. Ab 1797 wird in einem von Johann August Eyserbeck begonnenem englischen Park dicht am Ufer des Heiligen Sees der Neue Garten angelegt.

Geschichte

Von 1787 bis 1880

Schon als Kronprinz hatte Friedrich Wilhelm (1744 in Berlin als ältester Sohn des preußischen Prinzen August Wilhelm von Preußen (1722–1758) und der Prinzessin Luise Amalie von Braunschweig-Wolfenbüttel geboren) die Anlage einer Sommerresidenz inmitten einer weiten Parkanlagen im Norden der Stadt geplant. Dazu kaufte er 1783 das erste Gelände am Heiligen See vom Weingutbesitzer Punschel für 3300 Taler. Weitere Grundstückskäufe kamen dazu.

Als König Friedrich Wilhelm II. (1786 -1797) (Neffe von König Friedrich II. „der Große“) beauftragte er 1787 den Hofbaumeister Carl von Gontard ein „Privathaus“ direkt am Westufer des Heiligen Sees zu bauen. Nach seinen Plänen entsteht ein villenartiger zweigeschossiger kubischer Bau mit bekrönendem Rundtempel - Belvedere auf dem flachen Dach. Die Materialien - roter Backstein und grauer schlesischer Marmor - waren in den königlichen Depots noch vorhanden und gaben dem Gebäude den Namen „Marmorhaus“. Im Innern gruppieren sich um das zentrale Treppenhaus die Räume in strenger Symmetrie.

Trotz zügigen Baufortgangs kam es zu Unstimmigkeiten zwischen Bauherrn und Baumeister Gontard, und so leitete Carl Gotthard Langhans (1732—1808), 1786 von Friedrich Wilhelm II. aus Breslau nach Berlin berufen, als neuer Direktor des Hofbauamtes 1790/92 den Innenaushau des Mitteltraktes. Auf ihn gehen vermutlich die Pläne der ab 1797 errichteten Seitenflügel zurück.

1797 wurde unter der Leitung des Architekten Michael Philipp Daniel Boumann (1747–1803), damit begonnen, zwei eingeschossige, über Viertelkreisgalerien mit dem Kubus verbundenen Seitenflügel, anzubauen, um der räumlichen Beengtheit des bisherigen Gebäudes abzuhelfen. Um Kosten für die Beschaffung schlesischen Marmors zu sparen, wurden nach einer Idee des Kämmerers Johann Friedrich Ritz die Säulen der Marmorkolonnade aus dem Park von Sanssouci abgetragen und für die neuen Säulengänge umgearbeitet. Am 16. November 1797 jedoch stirbt Friedrich Wilhelm II. vor der Fertigstellung der Erweiterungsbauten. Friedrich Wilhelm III. lässt nur den Rohbau abschließen. Die Gestaltung der Seitenflügel und der Innenräume vollendet erst sein Sohn Friedrich Wilhelm IV nach Plänen von Boumann und dem Baumeister und Architekten Ludwig Ferdinand Hesse in der Mitte der 1840er Jahre. Die Seitenflügel sind außen mit Marmorsäulen gestützt und mit der Nibelungensage verziert.

Von 1880 bis 1945

Ab 1880 wurde das Mamorpalais für die preußischen Königsfamilie umgestaltet, um es als Potsdamer Wohnsitz zu nutzten. Wilhelm I. und Wilhelm II. lebten dort mit ihren Familien. Dazu gab es einige Veränderungen in der unmittelbaren Umgebung des Palais. Unter anderem wurde am Uferweg, nördlich des Palais, ein kleiner Wasserfall gebaut. Dieser wird aus den Fontänen auf der Gartenseite gespeist. Der Wasserfall ist einer der wenigen erhalten gebliebenen Objekte aus der Zeit dieses Umbaus.

Seit 1932 fungierte das Marmorpalais als Schlossmuseum.

ab 1945

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude durch Brandbomben beschädigt. Weitere direkte und indirekte Beschädigungen erlitt das Palais, als die Sowjetarmee das Gebäude ab 1946 als Offizierskasino nutzte. Nach begonnener Sicherung und Rekonstruktion, ab dem Jahr 1954, eröffnete hier am 1. März 1961 eine Außenstelle des Armeemuseums der DDR seine Tore. Die noch nicht ausgeführten Restaurierungsarbeiten wurden daher nicht weitergeführt. Im Jahr 1984 begann die Planung einer umfassenden Rekonstruktion durch die Nationale Volksarmee (NVA). Erste Baumaßnahmen begannen 1988.

Von 1993 bis zum Februar 2001 wurde eine Generalrekonstruktion des Marmorpalais vorgenommen.

Gestaltung

Die Innenräume gehen auf Entwürfe von Carl Gotthard Langhans zurück und gehören zu den kostbarsten erhaltenen Beispielen des Frühklassizismus. Der Grottensaal, der Konzertsaal und die Wohnräume des Königs sind prachtvoll mit Intarsien, Seidenbespannung, Stukkaturen, Marmorkaminen, Gemälden und Kunsthandwerk ausgestattet. Besonders kostbar ist die englische Wedgwood-Keramik.

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Luftaufnahme - Blick von Westen: Copyright SPSG: https://www.spsg.de/fileadmin/user_upload/SchloesserGarten/2_Potsdam/Marmorpalais/SPSG_Marmorpalais_AndreStiebitz_F0108387.jpg


Marmorpalais im Neuen Garten - Gartenseite (Juni 2019)
Marmorpalais mit Obelisk im Neuen Garten - Südwestseite (Mai 2019)
Marmorpalais im Neuen Garten - Rundtempel (Belvedere) (April 2016)


Marmorpalais mit ehemaliger Schlossküche (links) im Neuen Garten - Seeseite (Oktober 2018)


Weitere Bilder

Marmorpalais mit Innenhof, August 2012

Weblinks

Quellen

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