Paul Le Seur

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Paul Le Seur (*18. Juli 1877 in Berlin; † 13. März 1963 in Potsdam). Er war ein deutscher evangelischer Theologe, Journalist und Hochschullehrer.

Leben und Wirken

Le Seur zog mit seiner um zehn Jahre jüngeren Ehefrau Clara, geborene van Randenborgh († 1949), nach Potsdam. Wegen der begonnenen Nazi-Herrschaft in Deutschland und das Verhalten der „neuen Machthaber“ hatte er seine Stelle als Lehrer und Direktor der 1925 eröffneten Jugendhochschule "Haus Hainstein" in der Lutherstadt Eisenach im Herbst 1933 aufgegeben. Die Ausbildungsstätte wurde ihrem eigentlichen kirchlichen Zweck zunehmend entfremdet. Im "Adressbuch der Städte Potsdam, Nowawes und Werder" wurde er mit „Le Seur Paul Dr. theol. h. c. Augustastraße 25“ eingetragen und nach einem weiteren Umzug innerhalb Potsdams wohnte er mit seiner Frau in der Weinbergstraße 35.

Als in Berlin studierter und Greifswald promovierter Theologe ehrenhalber wollte der begabte Pastor durch „erweckliche Verkündigung des Evangeliums“ Fernstehende gewinnen und zugleich das evangelische „Kirchenvolk“ durch Verkündigung aufrütteln. Er verstand seine Aufgabe der Evangelisation als „Einbruch in Satans Reich!“ und widmete sich ihr auch von seinem neuen Lebensmittelpunkt aus, der ehemaligen preußischen Residenzstadt. In seiner Jugend wirkte er zeitweilig als Sekretär des CVJM in seinem Geburtsort, einem ökumenischen Jugendverband, der sich heute in Deutschland „Christlicher Verein Junger Menschen’’ nennt. In seinem „Lebensbilderbuch“ offenbart er sich als Preußenverehrer, der zwar Wilhelm II. nie begegnet ist, jedoch dessen Frau, der Kaiserin Auguste Viktoria. Le Seur war Ende Oktober 1914 Garnisonspfarrer in Brüssel geworden. Sein Idealismus wurde durch den Kriegsverlauf im Ersten Weltkrieg “bitter enttäuscht“, wie er schriftstellerisch in seinem "Lebensbilderbuch" zum Ausdruck bringt. Er schreibt darin, dass er „über derlei mit der Kaiserin sprach" und die letzte deutsche Kaiserin sagte, "ein gutes Wort" nach Le Seur's Erinnerung: >Liegt nicht doch ein Fortschritt darin, dass wir heute über manches empört sind, was man in früheren Kriegen nicht so ernst genommen hat?< Le Seur's Fazit lautete zur Kriegsproblematik „Entsetzlich, wenn Gott so wäre, wie der Mensch ist!" Während seiner Berliner Zeit führten ihn Vortragsreisen durch ganz Europa und Nordamerika.

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Pastor i. R. mit Vertretungsaufgaben für im Kriegsdienst befindliche Gemeindepfarrer beauftragt.

Le Seur war Herausgeber, „Schriftleiter“ und Redakteur der Zeitschrift „Der Hochweg“, die den Untertitel trug „Ein Monatsblatt für Leben und Wirken“, das er von Potsdam aus weiter redigierte und herausgab. Er hatte diese Kirchenzeitung erstmals im Oktober 1913 im Auftrag des Vereins für Berliner Stadtmission herausgegeben. Dort war er als junger Pastor und Missionsinspektor tätig.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wirkte der offiziell im Ruhestand befindliche Pastor als Geistlicher Berater und Dozent an der Bibelschule der Morgenländischen Frauenmission in der Finkensteinallee in Berlin-Lichtenrade. Am 7. April 1946 hielt er anlässlich des 69. Jahresfestes der Berliner Stadtmission die Festpredigt und in der Woche vom 8. bis zum 14. April desselben Jahres jeden Abend Vorträge in der ehemaligen Berliner Garnisonskirche, die zeitweilig nach dem Kriege als Stadtmissionskirche in Berlin genutzt wurde.

Er war ein vielfacher Buchautor. Zum Lebensende hin konzentrierte er sein schriftstellerisches Interesse auf das "Wissenwollen" um die Zukunft der Verstorbenen.

Quellen

  • Walter Thieme (Hrsg.): 50 Arbeitsjahre im Dienste des Glaubens und der Liebe. Jubiläumsschrift der Berliner Stadtmission, Berlin [1927], S. 87 ff. sowie Abb. "Pastor D. Le Seur" im Talar; Titelaufnahme in DNB
  • Zeitungsanzeige zum 69. Jahresfest der Berliner Stadtmission in: Neue Zeit, 3. April 1946, S. 4
  • Günter Geißler: Zum 80. Geburtstag von Paul Le Seur in: Tageszeitung Neue Zeit, 18. Juli 1957, S. 4
  • Paul Le Seur: Aus meines Lebens Bilderbuch, 3. Auflage, Oncken Verlag, Kassel, 1957
  • Paul Le Seur: Die Zukunft der Toten, nach dem Sterben. Antworten der Bibel, bearbeitet von Siegward Busat, Aussaat-Verlag, Wuppertal 1974
  • Pfarralmanach für die Kirchenprovinz Berlin-Brandenburg. Evangelisches Konsistorium Berlin-Brandenburg. Berlin 1953, S. 343
  • Adressbuch der Städte Potsdam, Nowawes und Werder 1936/37. Zusammengestellt und herausgegeben von A. W. Hayn’s Erben, Potsdam, S. 126 Spalte 1
  • Adressbuch Gross-Potsdam 1949: Mit einem Einwohnerverzeichnis der Stadt Potsdam, S. 400 Spalte 2 und S. 750 Spalte 3
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