Weberhäuser

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Eines der fast originalgetreu erhaltenen Weberhäuser im Sommer 2007

Die sogenannten Weberhäuser, auch „Kolonistenhäuser“ genannt, waren reine Typenhäuser und prägten das Bild der damaligen Weberkolonie Nowawes, dem heutigen Potsdamer Stadtteil Babelsberg. Von den einst 210 erbauten Häusern aus den ersten beiden Bauabschnitten sind nur noch 104 erhalten geblieben, meistens stark verändert. Die meisten Kolonistenhäuser (ursprüngliche Bezeichnung) wurden jedoch seit Mitte des 19. Jahrhunderts durch Neubauten ersetzt. Der Erhalt dieser Häuser ist heute Bestandteil der Sanierungssatzung für Babelsberg.

Geschichte

König Friedrich II. ließ durch den damaligen Obersten Wolf Friedrich von Retzow die Weberhäuser für die Kolonisten errichten, insbesondere für Protestanten aus Böhmen, die wegen ihres evangelischen Glaubens in der Heimat verfolgt wurden. Ein Beispiel für ein solches Typenhaus ist das Haus am Weberplatz Nummer 3. Dieses gleicht nach seiner Sanierung am ehesten dem ursprünglichen Typenbau, von dem ab dem Jahr 1751 insgesamt 210 errichtet worden sind.

Nach der Wende wurden einige der letzten verbleibenden Weberhäuser – wie z. B. in der Garnstraße Nummer 30 und in der Karl-Liebknecht-Straße Nummer 100 – unter Denkmalschutz gestellt.

Weitere Details

Der Eingangsbereich eines Weberhauses während der Sarnierung im Herbst 2008

Die Weberhäuser werden heute als Mitteldeutsche Doppelstubenhäuser bezeichnet. Es gab vor Baubeginn der Weberkolonie bereits einige Häuser dieser Bauart im umliegenden Land sowie in der Potsdamer Schützenstraße und der damaligen Saarmunder Straße (heute Heinrich-Mann-Allee).

Die Häuser waren als freistehende, fünfachsige, eingeschossige Doppelhäuser mit einem gemeinsamen Eingang und einem gemeinsamen Zugang zum Hof errichtet. Zu beiden Seiten der Türen lagen je zwei Fenster. Beide Türen waren durch einen zentralen, so genannten Querflur verbunden, von dem die Türen zu den jeweiligen Familienbereichen abgingen. Die Häuser wurden in schlichter Mauerwerk-Bauweise errichtet. Nur die Innenwände waren teilweise aus Fachwerk. Die Fassaden waren ohne Verzierungen, jedoch hell verputzt. Alle Häuser besaßen in der Regel ein Walmdach, daß aus Brandschutzgründen mit Ziegeln gedeckt war. Die Fußböden bestanden aus gestampftem Lehm oder zerlegten Ziegelsteinen. Selten gab es Dielenböden, die auf einem Kantholzgerüst lagen, welches auf einem Pfahlrost befestigt war. Dies sollte die Feuchtigkeit aus dem Erdboden fernhalten.

Hinter jedem Haus gab es eine landwirtschaftliche Nutzfläche, um mit deren Produkten zum Lebensunterhalt beizutragen. Die Größe fiel je nach Lage des Grundstückes unterschiedlich aus, umfaßte aber etwas mehr als 2.000 Quadratmeter. Im Hof befand sich das Abort und zwingend ein Nußbaum. Die Nüsse konnten die Bewohner behalten. Das Holz dagegen mußte an die Gewehrmanufaktur in Potsdam abgegeben werden. Die meisten Grundstücke besaßen zudem noch einen Schuppen und/oder einen Stall. Für die Versorgung mit Wasser gab es im damaligen Nowawes insgesamt 21 Brunnen.

Die Kolonie Nowawes wurde in zwei Bauphasen errichtet. Die erste Phase ging von 1751 bis 1755. Diese wurde durch den Siebenjährigen Krieg (1756-1763) beendet. Die zweite Bauphase erfolgte von 1764 bis 1767. In dieser Phase war der Oberhofbaurat Heinrich Ludwig Manger für die Bauausführung verantwortlich, da Retzow während des Krieges an einer Krankheit verstarb.In der ersten Bauphase war die Wohnfläche 118,3 Quadratmeter groß. Sparmaßnahmen zwangen dazu, die Häuser auf 93,7 Quadratmeter zu verkleinern. Die Häuser von Manger fielen um weitere 1,5 Quadratmeter kleiner aus. Alle Häuser sahen dennoch gleich aus und auch die Raumaufteilung ähnelt sich. Die vorderen Räume waren als Arbeitsraum und Wohnbereich ausgelegt. Darin standen der Webstuhl, das Spinnrad oder andere Gerätschaften für die Heimarbeit. Die hinteren Räume dienten als (Schlaf-)Kammer. Bei den großen Häusern war die Kammer noch unterteilt für die Küche. Da diese durch das hofseitiges Fenster Licht bekam, wurde sie Weiße Küche genannt. Die kleineren Häuser hingegen hatten ihre Küche, meist nur eine Kochstelle, im Flur. Da der fensterlose Flur kein Licht herein ließ, wurde diese Kochgelegenheit als Schwarze Küche bezeichnet. Bei Mangers Häusern blieb im Flur noch Platz für eine Kochstelle, die beide Familien nutzen mußten. Einige Gebäude wurden mit einem Kriechkeller versehen. In diesem Fall waren Kammer und Küche etwas erhöht ausgelegt, was die Raumhöhe von 2,50 Meter und weniger entsprechend reduzierte. Der Dachboden konnte ausgebaut werden, hatte aber keine Fenster. Der gewonne Raum war nicht höher als 1,90 Meter und war daher den Kindern vorbehalten, wurde untervermietet oder als Materiallager verwendet.

Weitere Bilder

Siehe auch

Weblinks

Quellen

  • „250 Jahre Weberkolonie Nowawes/Babelsberg“ – Herausgeber: Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung, Potsdam, 2000, ISBN 3-932502-21-3
  • „Die Böhmische Weberkolonie Nowawes 1751 - 1767 in Potsdam-Babelsberg“; Karin Carmen Jung; Berlin; Haude und Sener; 1997; ISBN 3-7759-0407-7
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