Wenzel Wessely

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Wenzel Wessely, auch Wentzel Wessely geschrieben (* vor 1744; † nach 1787), war ein böhmischer Weber, der sich als Kolonist in Nowawes niederließ und für sein Recht kämpfte, um als selbständiger Weber arbeiten zu dürfen.

Geschichte

Wessely kam vermutlich im Jahr 1744 ins Brandenburger Land. Erst diente er dem Obersten von Rohr vom Regiment Prinz Heinrich und später dem Hofrat Hessert in Potsdam. Da Wessely wegen „seiner Gottlosigkeit“ vom letzterem fortgejagt wurde, begann er als Weber in Nowawes zu arbeiten. Sein Wohnsitz war ab 1755 das Haus in der heutigen Karl-Liebknecht-Straße 100, das 1752 auf der Parzelle 77 in Nowawes errichtet worden war.

Wessely entzog sich dem frühkapitalistischen Verlagsystem. (Ein Verleger kauft die Rohstoffen, aus denen die Arbeiter die Produkte herstellen. Die Fertigwaren durften nur vom Verleger verkauft werden.) Wessely wollte selbständiger Weber sein und nicht für den Fabrikanten (Verleger) Wulff arbeiten. Dementsprechend verarbeitete Wessely, entgegen den königlichen Anordnungen, privat gekaufte Garne. Im Jahr 1759 beschlagnahmten Beamte die „fremden Waaren“ und drohten ihm mit der Festung Spandau. Wessely floh in das damals nahe Land Sachsen.

Von Sachsen aus schrieb Wessely mehrere Briefe an König Friedrich den Zweiten. Er wollte wieder nach Nowawes, da dort seine Familie zurückgeblieben war. Entgegen der zugesagten Straffreiheit wurde Wessely nach seiner Rückkehr für 14 Tage eingesperrt. Ungeachtet dessen setzte er seine private Produktion fort und erweiterte sogar seinen Betrieb. Er kaufte im Jahr 1764 ein weiteres Haus und unterhielt bis zu 12 Webstühle. Dennoch pochte Wessely auf die Rückgabe seiner konfiszierten Waren. Dafür legte der Potsdamer Magistrat ihn von 1767 bis 1768 in Ketten und beschlagnahmte sein Haus mit dessen Inventar. Anschließend floh Wessely erneut nach Sachsen.

Von Sachsen aus bemühte Wessely erneut Friedrich II. und bat ihn um Schutz vor dem Magistrat. Dieses Schreiben aus dem Jahr 1769 wurde anscheinend positiv beantwortet, denn Wessely kehrte nach Nowawes zurück. Kaum angekommen, kämpfte er wieder für sein Recht und forderte Schadenersatz für seine konfiszierten Waren. Dafür wurde Wessely für sechs Monate in ein Irrenhaus eingesperrt. Nach seiner Entlassung trat er jedoch erneut für sein Recht ein. Dieser Kampf endete erst im Jahr 1787 mit der endgültigen Abweisung seiner Klagen. Wessely war für immer ruiniert.

Quellen

  • Geschichte an der Straßen-Fassade vom Haus in der Mühlenstraße 16, in Potsdam-Babelsberg
  • „Neuendorf-Nowawes-Babelsberg – Stationen eines Stadtteils“ - Geiger-Verlag, Horb am Neckar, 2000; ISBN 3-89570-653-1
  • Lebenslauf Ehepaar Melsheimer und Wessely [1]
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