Wilhelm Kube

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Wilhelm Kube (* 13.November 1887 in Glogau; † 22. September 1943 in Minsk) war ein nationalsozialistischer Politiker, Gauleiter für die Ostmark sowie Brandenburg und Generalkommissar für Weißruthenien.

Leben

Richard Paul Wilhelm Kube wurde als Sohn eines Steuererhebers geboren. Seine Jugendzeit verbrachte er in Berlin und besuchte das Gymnasium zum „Grauen Kloster“. Bereits hier lenkte er wegen seines Antisemitismus die Aufmerksamkeit auf sich. Nach dem Schulabschluss studierte er ab 1908 an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität Geschichte, Theologie und Staatswissenschaften. Während der Studienzeit arbeitete er als Journalist, gründete den Deutschen Völkischen Studentenbund mit und wurde ab 1911 dessen Vorsitzender. Im Jahr 1918 trat er der Deutsch-Nationalen Volkspartei (DNVP) bei und gründete hier deren Jugendverband, die antisemitisch-völkische Bismarckjugend. Im Berliner Landesverband der DNVP übernahm er 1920 die Position des Generalsekretärs. Doch zum September 1923 gab er diese Mitgliedschaft auf. Er wechselte 1924 zur DVFP, der Deutsch-Völkischen Freiheitsbewegung, einer Tarnorganisation der verbotenen NSDAP.

Für eine weitere Tarnorganisation dieser nationalsozialistischen Kräfte wurde Wilhelm Kube im September 1924 in den Reichstag gewählt. Ab 1928 trat er dann offiziell der NSDAP mit der Mitglieds-Nr. 71.682 bei. Im gleichen Jahr wurde er Gauleiter der NSDAP für die Region Ostmark. Weiterhin war er zu dieser Zeit Vorsitzender der NSDAP-Fraktion im Preußischen Landtag. Als im Mai 1933 Gau Ostmark und Gau Brandenburg zum Gau Kurmark zusammengelegt wurden, behielt er den Posten bei. Zugleich löste er Adolf Maier (1871-1963) als Oberpräsident der Provinz Berlin-Brandenburg ab. Kurzzeitig hatte er auch ab 1935 diese Position für die Grenzmark Posen-Westpreußen inne. Im Jahr 1933 trat Kube der SS mit der Mitglieds-Nr. 114.771 bei. Zu dieser Zeit liefen bereits mehrere Verfahren wegen Diebstahls, Korruption und übler Nachrede durch das Parteigericht der NSDAP gegen ihn. Als Kube 1936 bemerkte, dass der oberste Parteirichter Walter Buch (1883-1949) erneut gegen ihn ermittelte, fälschte er ein Schreiben angeblicher „jüdischer Mitbürger“, indem die Ehefrau des Ermittlers der jüdischen Herkunft bezichtigt wurde. Daraufhin wurde Kube 1936 aller Staats- und Parteiämter enthoben.

Nach Führsprache durch Heinrich Himmler (1900-1945) wurde Wilhelm Kube 1940 rehabilitiert und zur Bewährung im Konzentrationslager Dachau als Rottenführer eingesetzt. Unmittelbar nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion wechselte er dann im Juli 1941 in den Aufgabenbereich des Generalkommissars für das besetzte Gebiet Weißruthenien mit Sitz in Minsk. Neben seinen Bemühungen vor Ort Institutionen zur Kollaboration mit dem NS-Besatzerregime zu schaffen, Vertrauensleute unter der dortigen Bevölkerung an sich zu binden, setzte er eine Besatzerpolitik mit harten Repressionen gegen den immer wieder aufkeimenden Widerstand durch und beteiligte sich an der Vernichtung der dortigen Bevölkerung und der Juden. So verlangte er beispielsweise in Vorbereitung einer Liquidierungsaktion im März 1942, das „korrekt vorgegangen wird“. Im Mai 1943 empfing er in seinem Verantwortungsbereich eine italienische Delegation, um vor Ort die Wirkungsweise einer Gaskammer zu demonstrieren. Darüber hinaus war Kube sehr häufig in die internen Machtkämpfe innerhalb der Führungsclique verwickelt. Das betraf sowohl Auseinandersetzungen mit dem Leiter der NSDAP-Kanzlei Martin Bormann (1900-1945), dem Chef des Reichssicherheitshauptamtes Reinhard Heydrich (1904-1942), dem Chef der SS Heinrich Himmler (1900-1945) als auch dem Kommandeur der Sicherheitspolizei/Sicherheitsdienst für Weißruthenien Eduard Strauch (1906-1955).

Am 22. September 1943 wurde Wilhelm Kube durch eine Bombe, die eine als Hausmädchen getarnte Partisanin, Jelena Masanik (1914-1996), unter dem Bett seines Schlafzimmers platziert hatte, getötet. Als „Vergeltung“ dafür wurden daraufhin durch die SS und Einsatzgruppen 1.000 Menschen in Minsk ermordet.

Quellen

  • Friedrich Beck, Eckard Henning Hrsg., Brandenburgisches Biografisches Lexikon, Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 2002, S. 241f.
  • Ernst Klee, Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt a. M. 2003, S. 347.
  • Bert Hoppe, Hiltrud Glass (Bearb.): Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933–1945 (Quellensammlung) Band 7: Sowjetunion mit annektierten Gebieten I – Besetzte sowjetische Gebiete unter deutscher Militärverwaltung, Baltikum und Transnistrien. München 2011, ISBN 978-3-486-58911-5, S. 57f.
  • Jürgen W. Schmidt: Das Attentat auf den weißrussischen Generalkommissar Wilhelm Kube 1943 in Minsk – Sowjetische Mythen und die Wahrheit hinter den Legenden. In: Jürgen W. Schmidt (Hrg.): "Spionage, Terror und Spezialeinsatzkräfte. Fallstudien und Dokumente aus 140 Jahren Geheimdienstgeschichte" Berlin 2019 ISBN 978-3-89574-965-0, S. 123ff.

Literatur

  • Friedrich Beck, Eckard Henning Hrsg., Brandenburgisches Biografisches Lexikon, Verlag für Berlin-Brandenburg, Potsdam 2002, S. 241f.
  • Saul Friedländer: Das Dritte Reich und die Juden. Die Jahre der Vernichtung 1939–1945. C. H. Beck, München 2006, ISBN 978-3-406-54966-3, S. 390ff.
  • Helmut Heiber: Aus den Akten des Gauleiters Kube, In: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, Heft 1, 1956, S. 67ff.
  • Ernst Klee, Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt a. M. 2003, S. 346f.
  • Joachim Lilla, Martin Döring, Andreas Schulz: Statisten in Uniform: Die Mitglieder des Reichstags 1933–1945. Ein biographisches Handbuch. Unter Einbeziehung der völkischen und nationalsozialistischen Reichstagsabgeordneten ab Mai 1924. Droste, Düsseldorf 2004, ISBN 3-7700-5254-4, S.348ff.
  • Franz Menges: Kube, Wilhelm, In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1982, ISBN 3-428-00194-X, S.156f.
  • Bernhard Sauer: Die deutschvölkische Freiheitspartei (DvFP) und der Fall Grütte (PDF; 4,1MB). In: Berlin in Geschichte und Gegenwart. Jahrbuch des Landesarchivs Berlin. 1994.
  • Jürgen W. Schmidt: Das Attentat auf den weißrussischen Generalkommissar Wilhelm Kube 1943 in Minsk – Sowjetische Mythen und die Wahrheit hinter den Legenden. In: Jürgen W. Schmidt (Hrg.): "Spionage, Terror und Spezialeinsatzkräfte. Fallstudien und Dokumente aus 140 Jahren Geheimdienstgeschichte" Berlin 2019 ISBN 978-3-89574-965-0, S. 123ff.
  • Thomas Wolfes: Wilhelm Kube. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 19, Bautz, Nordhausen 2001, ISBN 3-88309-089-1, S. 832ff.

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