Oskar von Chelius

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Oscar von Chelius (* 28. Juli 1859 in Mannheim; † 12. Juni 1974 in München) war ein deutscher General, Militärattaché, Militärbevollmächtigter und Komponist. Pseudonym „Siegfried Berger“. Beigesetzt wurde er 1923 auf dem Bornstedter Friedhof.

Geschichte

Nach dem Abschluss des Gymnasiums nahm Oskar von Chelius 1879 ein Studium an den Universitäten Lausanne und Leipzig auf. Während dessen erhielt er zusätzlich privaten Musikunterricht, so unter anderem bei Salomon Jadassohn (1831-1902). Den größten Einfluss auf seine künstlerische Entwicklung hatte jedoch das Schaffen Richard Wagners (1813-1883). Aus dieser Verehrung heraus wurde er zum Förderer der Wagnerschen Musik und war 1880 Gründungsmitglied des Wagner-Vereins Potsdam.

Als Oskar von Chelius 1881 vor der Wahl seiner weiteren Berufsentwicklung stand, entschied er sich für eine Offizierslaufbahn in der Preußischen Armee. Hier trat er noch im gleichen Jahr als Fahnenjunker in das Dragoner-Regiment Nr. 22 ein. Zwei Jahre später zum Leibgarde-Husaren-Regiment versetzt, machte er während der obligatorischen Manöver in der Mark Brandenburg die Bekanntschaft mit dem Prinzen Wilhelm von Preußen (1859-1941). Nicht nur, dass sie ein Geburtsjahrgang waren, sie bemerkten ähnliche politische Auffassungen und der junge Prinz war von der musikalischen Begabung von Chelius angetan. Nach der Thronbesteigung 1888 lud Wilhelm II. seinen persönlichen Freund häufig zu Gesellschaften ins Stadtschloss ein. Bei den hier engagierten Konzerten trug er eigene Kompositionen vor oder begleitete Sänger aus königlichen Familien bei ihren Vorträgen.

Seit 1892 gehörte Oskar von Chelius dem Großen Generalstab des Feldheeres an und wurde 1894 zum Hauptmann befördert. Während dieser Zeit komponierte er die populäre Oper „Haschisch“ nach einem orientalischen Märchen, die 1897 uraufgeführt wurde. Im November 1899 wurde er dann als Flügeladjutant des Kaisers und weil er fließend Italienisch sprach als Militärattaché an die deutsche Botschaft in Rom kommandiert. Im Range eines Oberstleutnants kehrte er 1905 aus Italien zurück und wurde in Potsdam diensttuender Flügeladjutant des Kaisers. Im gleichen Jahr kam seine Oper Die vernarrte Prinzeß in enger Zusammenarbeit mit dem Regisseur Max Reinhardt (1873-1943) auf die Bühne. Ab 1906 begleitete von Chelius Wilhelm II. auf seinen „Nordlandfahrten“ an Bord der kaiserlichen Jacht „Hohenzollern“. Nach mehreren Einsätzen als Kommandeur von Truppenteilen des preußischen Heeres kehrte er im April 1911 als diensttuender General a la suite an den Hof zurück. Von diesem Zeitpunkt an hielt er sich beständig in der Umgebung des Kaisers auf. Nur kurzzeitig kam es hier zu einer Unterbrechung, als er im Range eines Generalsleutnants im Mai 1914 als Militärbevollmächtigter an den Hof des russischen Zaren Nikolaus II. (1868-1918) kommandiert wurde. Doch bereits im August 1914, einen Tag nach der Kriegserklärung Deutschlands kehrte von Chelius in das militärische Gefolge Wilhelm II. zurück. Hier verblieb er fast die gesamte Kriegszeit bis auf einen knappen Einsatz im Generalgouvernement Belgien Anfang 1917. Kurz vor dem Zusammenbruch des Kaiserreiches wurde er, noch am 5. November 1918, zum Präses der General-Ordenskommission, unter Belassung seiner Stellung als General a la suite, ernannt.

Anfang Februar 1919 reichte Oskar von Chelius seinen Abschied ein, den er auch umgehend erhielt. Von diesem Zeitpunkt an widmete er sich auch wieder intensiver der Musik. So wurde 1920 die Oper Magda-Maria uraufgeführt und er vertonte drei Gedichte von Rainer Maria Rilke (1875-1926). Zwei Jahre darauf brachte er eine symphonische Dichtung in die Konzertsäle.

Familie

Grabstelle der Familie von Chelius auf dem Bornstedter Friedhof (Historischer Teil I, Grab 19)

Der Großvater von Oskar von Chelius war der bekannte Augenarzt Maximilian Joseph von Chelius (1794-1876). Sein Vater war der Jurist und badischer Geheimrat Philipp von Chelius (1820-1911), seine Mutter Harriet von Chelius, geborene Parish, (1834-1864). Sein ein Jahr älterer Bruder war der badische Politiker Richard Maximilian von Chelius (1858-1924).

Oskar von Chelius hatte 1888 Hedwig Karoline von Puttkammer (1859-1923) geheiratet. Aus der Ehe ging vier Kinder hervor. Zwei seiner Söhne fielen im Ersten Weltkrieg, der Erste gleich 1914, der Zweite 1917. Während eines Aufenthaltes im Frühjahr 1923 in Bayern kam seine Ehefrau im Mai bei einem Badeunfall im Königssee ums Leben.

Kurz darauf verstarb Oskar von Chelius am 12. Juni 1923 in München. Beigesetzt wurde er in der Familiengrabstätte auf dem Bornstedter Friedhof.

Werke von Oskar von Chelius

  • Barcarolle für Pianoforte, op. 6. Berlin, 1888.
  • Drei Lieder für eine Singstimme mit Pianoforte. (No. 1. Seligkeit: „Die Bibel ist ein heilig Buch“. No. 2. „Wenn sich zwei Herzen scheiden“. No. 3. Frühling und Liebe: „Was grünt das Thal“.), op. 1. Berlin, 1888.
  • Drei Lieder (No. 1. Stille Liebe. No. 2. Der schwere Abend. No. 3. Herzig Hexchen.), op. 2. Berlin.
  • Drei Mädchenlieder, op. 3. Berlin.
  • Fest-Marsch für Kavallerie-Musik, op. 4. Berlin, 1889.
  • Drei Lieder für eine Singstimme mit Pianoforte. (No. 1. Der Buchenbaum: „Es steht im Walde ein Buchenbaum“. No. 2. „Von Grund des Herzens“. No. 3. Vorüber: „Mein Liebchen, wir sassen beisammen“.), op. 7. Berlin, 1889.
  • Drei Lieder für eine Singstimme mit Begleitung des Klaviers (No.1. Ahnung (Felix Dahn), No. 2. Säerspruch (Conrad Ferdinand Meier), No. 3. Nachklingen (Osterwald)), op. 8. Berlin.
  • Drei Lieder für eine Singstimme mit Pianoforte. (No. 1. Waldritt: „Das war ein köstlich Reiten“. No. 2. Lied des Waisenknaben: „Bin ein armer Waisenknab’“. No. 3. „Weisst du noch, wie ich am Felsen“.), op. 9. Berlin, 1890.
  • Sonate (G-Dur) für Pianoforte und Violine, op. 11. Leipzig, 1891.
  • 2 Consolations für Pianoforte, op. 10. Leipzig, 1893.
  • Marsch König Umberto, op. 12. Berlin, 1893.
  • Drei Gedichte von J. Wolfgang von Goethe für eine Singstimme mit Pianoforte. (No. 1. Das Schreien: „Einst ging ich meinem Mädchen nach“. No. 2. „Ihr verblühet, süsse Rosen“. No. 3. Wunsch eines jungen Mädchens: „O fände für mich ein Bräutigam sich“.), op. 13. Berlin, 1893.
  • Gebetwasser („Geh' nicht hinaus zur Stunde“ (Carmen Sylva)), Lied, op. 14. Berlin, 1893.
  • Haschisch. Oper in einem Aufzug. Musik von Siegfried Berger (Pseudonym von Oskar von Chelius). Dichtung von Axel Delmar. Uraufführung 17. Februar 1897 unter Ernst von Schuch in Dresden an der Hofoper.
  • Drei Gedichte für eine Singstimme mit Pianoforte. (No. 1. Die Äuglein: „Nun bin ich gekommen“. No. 2. Zu später Stunde: „Mein Sinn ist trunken“. No. 3. Die Bachstelze: „Die kleine flinke Müllerin“.), op. 16. Berlin, 1898.
  • Die vernarrte Prinzeß (1904). Ein Fabelspiel in drei Aufzügen (Oper). Libretto: Otto Julius Bierbaum. Uraufführung 15. Januar 1905 in Schwerin, zweite Aufführungsserie im Mai 1905 in Wiesbaden.
  • Bühnenmusik zu Heinrich von Kleist's "Prinz Friedrich von Homburg". Berlin, 1907.
  • Requiem (Seele, vergiß sie nicht); Gedicht von Friedrich Hebbel für gemischten Chor und Orchester. Berlin, 1909.
  • Andante für Violoncello und Klavier, op.23. Berlin, 1910.
  • Schottische Sage. Ballade von Feodora, Prinzessin zu Schleswig-Holstein, für eine Singstimme mit Begleitung durch Pianoforte. Mainz, 1911.
  • Drei Gedichte von Feodora, Prinzessin zu Schleswig-Holstein, für eine Singstimme mit Begleitung durch Pianoforte. No. 1. Einsam, No. 2. Ein Märchen. No. 3. Wunderstrasse. Mainz 1911.
  • Der 121. Psalm ("Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen"); für gemischten Chor, Soli, Orgel und Orchester. Berlin, 1912.
  • Drei Gedichte für eine Singstimme mit Pianoforte. (No. 1. Der Rose Sprache: „Stumm ist der roten Rose Sprache“. No. 2. „Wir sind allein, in deine Hände“. No. 3. Mondschein: „Im Schlafe liegt mein Schätzchen klein“.). Berlin, 1913.
  • Bühnenmusik zu Paul Claudel’s "Verkündigung". UA: Hellerau, 1913.
  • Vier Gedichte für eine Singstimme mit Pianoforte. (No. 1. Mein Grab: „Ich hab' ein Grab gegraben“. No. 2. Schlaflos: „Aus Träumen und Ängsten bin ich erwacht“. No. 3. Frage und Antwort: „Fragst du mich, woher die bange Liebe“. No. 4. „Schlafen, schlafen, nichts als schlafen“), op. 24. Berlin, 1915.
  • Bühnenmusik zu Johann Wolfgang von Goethe’s "Clavigo". Berlin, 1918.
  • Heimkehr:"Er kehrte nicht heim" (Rainer Maria Rilke), Lied für eine Singstimme und Pianoforte, op. 25.
  • Drei Gedichte für eine Singstimme mit Pianoforte. (No. 1. Der dunkle Flecken: „Mein Lieb, du weisse Taube“. No. 2. „Zwei Wandrer gingen den Weg entlang“. No. 3. Dein Alles: „Ich möchte deine Blume sein“.), op. 26. Leipzig, 1920.
  • Magda Maria (1920). Oper in 3 Aufzügen. Libretto: Max Treutler, op. 27. Uraufführung 1920 Dessau.
  • Und Pippa tanzt! (1922; op. 28). Symphonische Dichtung (nach dem gleichnamigen Stück von Gerhart Hauptmann)

Quellen

  • Karlheinz Deisenroth: Märkische Grablege im höfischen Glanze. Der Bornstedter Friedhof zu Potsdam, Berlin 1997, S. 223–226.
  • Manfred Kehrig: Chelius, Philipp Oskar von. In: Badische Biographien NF 4, 1996, S. 45–46.
  • Giles MacDonogh: The Life of Wilhelm II, 2003, S. 76.
  • Patrick Ernst Sensburg: General, Diplomat und Musiker. Oskar Philipp von Chelius aus Mannheim – letzter deutscher Militärbevollmächtigter am russischen Zarenhof. In: Hierzuland 9, 1994, Nr. 17, S. 22–26.
  • Christian Zweng: Die Preußischen Generale 1866-1920, Institut für deutsche Phaleristik und Militärgeschichte, Band 2, Osnabrück,2014, S. 45.
  • Auswärtiges Amt, Politisches Archiv, Aktenbestand P 1 Nr. 2387-2388, Jahrgänge 1899-1918, Aktenbestand P 3 Nr. 7461.

Weblinks

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