Alte Post

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Die Alte Post stand in der Innenstadt von Potsdam, in der Friedrich-Ebert-Straße, Ecke Yorckstraße, gegenüber vom Platz der Einheit. Sie wurde in der Nacht von Potsdam zerstört und in der Zeit der DDR durch das Haus des Reisens ersetzt. Dieser wurde nach der Wende wiederum durch einen Neubau ersetzt, in dem sich ein Beratungszentrum der Berliner Volksbank befindet.

Geschichte

Das Grund­stück an der Ecke Am Kanal 19 / Naue­ner Straße 34a (heute Yorck­str. 1 / Fried­rich-Ebert-Str. 115) diente seit 1749 als Postgebäude. Damals kaufte der aus Polen stammende Chris­toph Schlinck nach seinem Dienst als Grenadier im königli­chen Leibbataillon des Königs Fridrich II. das Haus für 2.000 Taler. Schlinck – der eigent­lich Zychlin­ski hieß – war als Post­meis­ter tätig und so wurde sein Wohn­haus zugleich Post­haus. Damals handelte es sich noch um ein ein­fa­ches, zweigeschossiges Eckhaus mit vorgesetzter Gie­bel­stube aus der Zeit nach 1722. Es ähnelt jenem, wie man es wenige Meter wei­ter an der Ecke Yorck­straße / Wilhelm-Staab-Straße finden kann.

Hauptaufgabe zur damaligen Zeit war die Organisierung des Postkutschenverkehrs bzw. dessen Weiterleitung. Dazu gehörten das Auswechseln der Pferde, die Kontrolle der Kutsche auf Schäden und die zeitweilige Unterbringung der Passagiere. Und mehr nebenbei wurden die noch spärlichen Postsendungen entgegengenommen oder welche mit auf die Reise gegeben. Als das Gebäude für den stark zunehmenden Reiseverkehr zu klein wurde, musste ein neues Postgebäude gebaut werden.

Königliche Post von 1783. Radierung von J. F. Nagel, um 1790

1783/84 ließ Fried­rich II. von Georg Chris­tian Unger (1743 – 1799) das Gebäude für den „Königlich Preußi­schen Post­halter“ neu errich­ten. Die nun­mehr stark plas­tisch gegliederte Fas­sade war mit 13 Put­tenre­liefs und sechs Attika-Plas­tiken geschmückt. Die Skulpturen symboli­sier­ten das welt­weite Post­we­sen und versinnbildlichten die damals bekannten vier Kontinente Europa, Asien Afrika und Amerika, sowie den Götterboten Merkurius und die Göttin Fatma, die zur Platzseite standen. Zwischen den drei Skulpturenpaaren standen „Meilen­steine“, die jedoch im 19. Jahrhundert auf­grund von Bau­schäden besei­tigt wur­den.

Das Gebäude der ehemalige „Alte Post", Am Kanal 19/Ecke Naue­ner Straße 34a, als Wohn- und Geschäftshaus, um 1940

Die 13 Put­tenreli­efs ober­halb der Fens­ter des Erd­ge­schos­ses schilderten anschaulich, wie Pakete ver­sie­gelt und Post­sen­dun­gen sor­tiert, Briefe geschrieben oder gelesen werden. Ein Putto war so ermüdet, dass er auf einem Rei­se-R­an­zen aus­ruhen musste, wäh­rend ein ande­rer sich auf einem Spielzeug­wa­gen ver­gnügte, der als Postkut­sche diente. Ein ande­rer wiederum saß stolz auf einem Sat­tel und spielte mit den Zügeln.

1789 starb der 82-jäh­rige Christoph Schlinck, sein Neffe Paul Gott­lieb Schlick über­nahm Haus und Amt. Schon 1790 kaufte das „Königlich Preußi­sche hoch­preis­li­che Gene­ralpost­amt“ in Ber­lin das Gebäude. Paul Gott­lieb Schlick bekam 10.000 Taler und blieb bis mindes­tens 1822 wei­ter Post­meis­ter. So bekam Potsdam 1790 sein erstes staatliches Postgebäude, ver­se­hen mit könig­li­chem Wap­pen, einer Schildwa­che und einem Schildhaus.

Der ehemalige Gasthof „Hotel de Prusse", Am Kanal 17-18, diente für 61 Jahre als Königliches Posthaus. Aufnahme um 1890

Schon wenige Jahre spä­ter war das Post­haus zu klein gewor­den, um dem Postver­kehr der gestiegenen Bevölkerungszahl gerecht zu wer­den. Die Preußische Postverwaltung kaufte 1828 gegenüber der bisherigen Post Am Kanal 18 den ehemaligen Gasthof „Hotel de Prusse" für 27.000 Taler von Kammermusiker und Gasthofbesitzer Friedrich Karl Töpfer. Nach notwendigen Ausbauarbeiten, die unter Aufsicht des Regierungsbauinspektors Schramm - ein Schüler Schinkels - erfolgten, konnte am 1. Juli 1829 das neue Posthaus in Betrieb genommen werden.

Wegen der reprä­senta­tiven Lage wurde die „Alte Post“ nun zum Wohn- und Geschäfts­haus.

Durch den wachsenden Geschäftsbetrieb und die Hinzunahme der Telegrafenstation wurden mehrfache Um- und Erweiterungsbauten erforderlich. Nach und nach mussten die Dienstwohnungen gewerblichen Zwecken weichen. Der Kauf eines neuen Grundstücks und die Planung des Neubaus begann 1895. Am 10. März 1900 konnte am Wilhelmplatz/Am Kanal 16 das Gebäude (später Hauptpost Potsdam genannt) seiner Bestimmung übergeben werden.

Bis zur Zerstörung des Gebäudes der alten Post in der Nacht von Potsdam, am 14. April 1945, hatte die Deutsche Bank in diesem Haus eine Filiale. Die Ruine wurde abgetragen und im Jahr 1968 durch das „Haus des Reisens" ersetzt. Auch dieses Gebäude exis­tiert heute nicht mehr, es wurde Ende 2009 abge­tra­gen.

Neubau in der Kubatur des Unger-Baus am ursprünglichen Standort der Alten Post (heute Yorck­str. 1 / Fried­rich-Ebert-Str. 115).

Seit 2016 erinnert ein moder­ner Neubau in der Kubatur des Unger-Baus an die Alte Post und seit des­sen Fer­tig­stel­lung schmück­en auch die erhal­te­nen drei Attika-Figuren (Europa, Asien und Afrika) das Bau­werk. Drei wei­tere Skulpturen (Amerika, Merkur und Fama) konnten mit Hilfe ver­schiede­ner Fotos der Vor­kriegs­zeit 2019 neu geschaffen werden. Die Bildhauer Frank und Ada Kös­ler schufen die Modelle und Eckhart Böhm setzte diese in Stein um. Die künstleri­sche Betreu­ung über­nahm der langjäh­rige Lei­ter der Skulp­turen-Werk­stät­ten der Stif­tung Preußi­sche Schlösser und Gär­ten Rudolf Böhm.

Siehe auch

Weitere Bilder

Modernes Bankgebäude in der Kubatur der Alten Post - Aufnahmen von Dr. Bauers

Skulpturenschmuck auf der Attika - Aufnahmen von Dr. Bauers

Quellen

  • „Der Alte Markt von Potsdam“, Tobias Büloff, Verlag für Berlin-Brandenburg, 1. Auflage, 2018; ISBN 978-3-945256-85-5
  • „Zur Geschichte der Post in Potsdam" Peter Herrmann, Verlag Gesellschaft für Deutsche Postgeschichte e.V. Frankfurt am Main, 1993;

Weblinks

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