Egon Günther

Aus PotsdamWiki

Egon Günther (* 30. März 1927 in Schneeberg (Erzgebirge); † 31. August 2017 in Potsdam) war Filmregisseur und Schriftsteller.

Geschichte

Egon Günther lernte Schlosserei und arbeitete anschließend als technischer Zeichner in einem Konstruktionsbüro. In den Jahren 1944/45 war er Soldat im Zweiten Weltkrieg teil und geriet in den Niederlanden in Kriegsgefangenschaft, aus der er fliehen konnte. Nach dem Krieg arbeitete er zunächst als Neulehrer in der Sowjetischen Besatzungszone. Ab 1948 studierte er drei Jahre Pädagogik, Germanistik und Philosophie an der Karl-Marx-Universität Leipzig, um danach wieder als Lehrer zu arbeiten. Nach einem Wechsel ins Verlagswesen wurde er Lektor beim Mitteldeutschen Verlag in Halle/Saale. Seit 1958 arbeitete er als Dramaturg, Szenarist und Regisseur für das Filmstudio Babelsberg der DEFA. Ab 1961 war er als freier Schriftsteller und Regisseur in Babelsberg tätig.

Neben seinen Erzählungen und Romanen, die Egon Günther seit 1953 veröffentlichte, schrieb er seit den 1960er Jahren Drehbüchern und führte auch selbst Regie. Seit dem Verbot der Satire "Wenn du groß bist, lieber Adam" im Jahre 1965 hatte er bei der Verfilmung von Gegenwartsstoffen immer wieder Probleme mit der DDR-Zensur. Dagegen hatten seine Literaturverfilmungen meistens große Erfolge. Ab 1965 arbeitete er mit der Schriftstellerin und Drehbuchautorin Helga Schütz zusammen, mit der ihn auch eine private Beziehung verband. Von 1969 bis 1978 drehte Egon Günther sechs große Kino- und Fernsehfilme mit der Schauspielerin Jutta Hoffmann.

1978 wurde ihm die nichtrealistische Bildsprache seines Films "Ursula" zum Vorwurf gemacht. Daraufhin trat er aus dem Verband der Film- und Fernsehschaffenden der DDR aus und verließ das Land, wobei er seinen Pass der DDR behielt. Von nun an arbeite er an westdeutschen Film- und Fernsehproduktionen mit. 1990 kehrte er in die DDR zurück und drehte eine Reihe von Spielfilmen. Außerdem arbeitete er als Dozent an der Filmhochschule Babelsberg.

Egon Günther war Mitglied der SED und des Schriftstellerverbandes der DDR. 2014 wurde er mit einem Stern auf dem Boulevard der Stars in Berlin geehrt. Er war drei Mal verheiratet. Sein Sohn Thomas, der 1952 geboren wurde, war erst Lyriker und nach der Wende Kunsthändler und Verleger in Berlin. Er starb bereits 2018. Mit seiner dritten Ehefrau und seiner Tochter lebte Egon Günther in Groß Glienicke.

Auszeichnungen

  • 1971 – Nationalpreis 3. Klasse für seine Leistungen als Regisseur in Film und Fernsehen
  • 1972 – Hauptpreis des Internationalen Filmfestivals von Karlovy Vary für den Film „Der Dritte“
  • 1972 – Silbernen Löwen von San Marco für den Film „Der Dritte“
  • 1974 – Fernsehfilmpreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste für die beste Gesamtleistung in „Erziehung vor Verdun“ (gemeinsam mit seinem Team)
  • 1983 – Ehrende Anerkennung beim Adolf-Grimme-Preis für Exil (zusammen mit Robert Muller und Gérard Vandenberg)
  • 1993 – Sonderpreis des Kultusministers von Nordrhein-Westfalen beim Adolf-Grimme-Preis für „Lenz“
  • 1999 – Ehrenpreis des Deutschen Filmpreises in Gold für sein Gesamtwerk
  • 2002 – Preis für die Verdienste um den deutschen Film der DEFA-Stiftung
  • 2016 – Ehrenbürgerschaft der Stadt Schneeberg

Filmographie

  • 1961 - Der Fremde
  • 1961 - Das Kleid (zusammen mit Konrad Petzold)
  • 1963 - Jetzt und in der Stunde meines Todes (Drehbuch)
  • 1964 - Alaskafüchse
  • 1965 - Lots Weib
  • 1965 - Wenn du groß bist, lieber Adam
  • 1968 - Abschied
  • 1970 - Junge Frau von 1914 (Fernsehfilm)
  • 1971 - Der Dritte
  • 1971 - Anlauf (Fernsehfilm)
  • 1973 - Erziehung vor Verdun (Fernsehfilm)
  • 1974 - Die Schlüssel
  • 1975 - Lotte in Weimar
  • 1976 - Die Leiden des jungen Werthers
  • 1978 - Ursula (TV)
  • 1978 - Weimar, du Wunderbare
  • 1979 - Blauvogel (als Darsteller)
  • 1980 - Exil
  • 1981 - Euch darf ich’s wohl gestehen
  • 1983 - Morenga
  • 1983 - Hanna von acht bis acht
  • 1984 - Mamas Geburtstag
  • 1985 - Die letzte Rolle
  • 1988 - Heimatmuseum
  • 1988 - Rosamunde
  • 1991 - Stein
  • 1992 - Lenz
  • 1999 - Else
  • 1999 - Die Braut

Literatur

  • „Günther, Egon“ in „Wer war wer in der DDR?“ 5. Ausgabe. Band 1 von Leonore Krenzlin, Bernd-Rainer Barth, Ch. Links Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  • „Der Zauberer. Zum 90. Geburtstag des Regisseurs und Romanciers Egon Günther“ von Ralf Schenk In: „Das Blättchen“, 20. Jg., Nr. 8 vom 10. April 2017

Weblinks

Cookies helfen uns bei der Bereitstellung von PotsdamWiki. Durch die Nutzung von PotsdamWiki erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies speichern.