Ernst-Thälmann-Stadion
Das Ernst-Thälmann-Stadion, kurz auch Thälmann-Stadion genannt, befand sich in der Innenstadt von Potsdam zwischen dem heutigen Hotel Mercure und dem Neptunbassin einerseits und der ehemaligen Kaserne vom Ersten Garde-Regiment zu Fuß andererseits, sowie zwischen dem Marstall in der Breiten Straße und dem Bahndamm der Berlin-Potsdam-Magdeburger Eisenbahn. Somit wurde das Gelände des unnützen Exerzierplatzes und des zerstörten Lustgartens des Stadtschlosses sinnvoll genutzt. Durch seine 400-Meter-Laufbahn war es als Mehrzweckstadion konzipiert worden. Die Sportanlage bot Platz für 15.000 Zuschauer, davon 1.000 Sitzplätze auf der überdachten Haupttribüne. Das Stadion wurde am 3. Juli 1949 im Beisein des ersten Präsidenten der DDR Wilhelm Pieck und der Witwe von Ernst Thälmann, Rosa Thälmann, eingeweiht.
Das Stadion war die Heimstätte des Polizeisportvereins „SG Volkspolizei Potsdam“, später als „SG Dynamo Potsdam“ bezeichnet und seit 1990 „PSV Potsdam" genannt. Genutzt haben es ferner mehrere Leichtathletikvereine, die „BSG Turbine Potsdam“ bzw. der „1. FFC Turbine Potsdam“ und später die „Potsdamer Kickers“. Ferner wurde es dem Schulsport und dem Studentensport zur Verfügung gestellt. Auch andere Großveranstaltungen fanden hier statt. Drei Mal war das Stadion Etappenziel der Internationalen Friedensfahrt, einer vielbeachteten Radsport-Etappenfahrt für Amateure. Das Stadion wurde 1999 abgerissen.
Geschichte
Im Oktober 1948 begannen Volkspolizisten, Sportler und freiwillige Helfer, das Ernst-Thälmann-Stadion zu bauen. Als Standort wurde der Bereich des zerstörten Lustgartens gewählt. Bei dem Bau des Stadions wurden die Trümmer der Innenstadt verwendet. Diese wurde zu Wällen aufgeschüttet und verdichtet. Damit war die Basis für die Zuschauerränge geschaffen. Der erste Neubau einer großen Sportstätte in Gesamtdeutschland nach dem Zweiten Weltkrieg wurde am 3. Juli 1949 feierlich eröffnet. Das Stadion erhielt den Namen Ernst Thälmanns, des ehemaligen Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), der 1944 im KZ Buchenwald ermordet wurde. An der Festveranstaltung nahmen unter anderem Wilhelm Pieck (Nachfolger Ernst Thälmanns und spätere Präsident der DDR), Rosa Thälmann (Witwe von Ernst Thälmann), Dr. Kurt Fischer (Präsident der Deutschen Verwaltung des Innern) und Dr. Fritz Steinhoff (Ministerpräsident des Landes Brandenburg) teil.
In den 1980er Jahren wurde die komplette Anlage umfangreich modernisiert. Nach dem Ende der DDR wurde das Stadion weiterhin für Training, Wettkämpfe und Veranstaltungen genutzt. Dies hauptsächlich von den alten Vereinen, die sich neue Namen zugelegt hatten, neu gegründeten Vereinen und natürlich von der Polizei. Mehrfach wurde das Stadion auch als Hubschrauberlandeplatz missbraucht, um Prominente, wie beispielsweise die Königin Beatrix der Niederlande, einfliegen zu können. Dabei wurden das Stadion und die Flutlichtanlage erheblich beschädigt. Im Verlauf der Planung zum Bau eines neuen Landtaggebäudes wurde beschlossen, das ehemalige Stadtschloss auf historischem Grund nachzubauen. Damit einher sollte auch auf dem Terrain des ehemaligen Lustgartens Neues entstehen. Damit war das Schicksal des Stadions besiegelt. Ohne eine Alternative für die betroffenen Sportvereine zu schaffen, wurde das Ernst-Thälmann-Stadion im Jahr 1999 abgerissen.
Nutzung
Nach der Gründung der Sportvereinigung „Deutsche Volkspolizei“ am 3. April 1950 entwickelte sich das Stadion zu einem Leichtathletikzentrum. Viele internationale und sogar olympische Erfolge hatten hier ihren Ursprung. Die städtische Anlage war die Heimstätte des Polizeisportvereins SG Volkspolizei Potsdam (später "SG Dynamo Potsdam" und seit 1990 PSV Potsdam) und der "BSG Turbine Potsdam" mit dem späteren 1. FFC Turbine Potsdam. Nach dem Ende der DDR trainierten hier die Potsdamer Kickers. Aber auch andere Leichtathletikvereine nutzten das Stadion.
Des weiteren diente die Anlage auch dem Schulsport und den Studenten Potsdams. Viele Sportler, die hier trainierten, erkämpften internationale Erfolge, unter anderem auch bei Olympischen Spielen. 1957 wurde in dem Stadion sogar ein Europarekord aufgestellt. Diesen Erfolg schaffte der Stabhochspringer Manfred Preußger. Für die Internationale Friedensfahrt, das bedeutendste Amateur-Radrennen seiner Zeit, fungierte das Stadion dreimal als Etappenziel (1966, 1970, 1973). Dabei mussten die letzten Meter auf der Laufbahn zurückgelegt werden.
Viele Kulturveranstaltungen und Ausstellungen wurden ebenfalls auf dem Areal des Stadions durchgeführt. Neben Konzerten und Festen fanden hier vor allem die Sommerfilmtage statt und wurde der jährliche Staffellauf der "Märkischen Volksstimme" (Vorgänger der heutigen Märkischen Allgemeinen Zeitung) ausgetragen. Beliebt waren immer die Auftritte des Fanfarenzuges Potsdam oder die Polizeiaufführungen, die letztmalig Anfang der 1990er Jahre anlässlich der 1000-Jahr-Feier Potsdams hier gezeigt wurden.
Quellen
- SG Volkspolizei Potsdam - Artikel bei Wikipedia
- Ernst-Thälmann-Stadion in Potsdam - Artikel von Hans-Dieter Behrendt auf myheimat.de
- Geschichte des Stadions - Artikel von Gerhard Pohl auf myheimat.de
- „Das Potsdamer Stadtschloss“ von Hans-Joachim Giersberg, Potsdamer Verlagsbuchhandlung, Potsdam 1998, ISBN 3-910196-01-2, S. 108
- „Ein Stadion entstand“ - Artikel im Neuen Deutschland, 30. Juni 1949, S. 6