Hermannswerder

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Das Eingangstor zum Stiftungsgelände, im Frühling 2006

Hermannswerder ist eine Halbinsel in der Havel und liegt im Südwesten von Potsdam. Sie ragt in den Templiner See hinein und ist somit ein Teil der Templiner Vorstadt. Auf ihr befinden sich verschiedene historische und moderne Bauten in ruhiger und friedvoller Umgebung. Die Insel zählt zum Landschaftsschutzgebiet Potsdamer Wald- und Havelseengebiet. Das 40 Hektar umfassende südöstliche Gebiet gehört zur evangelischen Hoffbauer-Stiftung. Auf dem restlichen, nord-östlichen Areal, den Landzungen Tornow und Küssel, befinden sich seit den 1920er Jahren Villen und Einfamilienhäuser. Für Ausflüge eignet sich die Fährverbindung zwischen „Auf dem Kiewitt“ und „Hermannswerder“ oder die Buslinie 693 bis zur Haltestelle „Küsselstraße“ auf Hermannswerder.

Geschichte

In der Zeit des Großen Kurfürsten, Friedrich Wilhelm von Brandenburg, gehörte die Halbinsel – der sogenannte Tornow – zum Großen Tiergarten, der sich südöstlich der Langen Brücke bis in die Ravensberge hinein erstreckte. Hier stand einst die „Englische Lohgerberei“. Die Konkursmasse des Unternehmens kaufte der König auf und ließ im Jahr 1767 ein neues Betriebsgebäude errichten. Die Manufaktur wurde dann dem priviligierten „Hofjuden“ Elias Daniel Itzig geschenkt.

Das Evangelische Gymnasium, im Frühling 2006

Auf Anordnung von König Friedrich II. wurde Ende des 18. Jahrhunderts die Halbinsel an der Schmalseite durch einen Graben getrennt, um die im Templiner und Potsdamer Forst geschlagenen Baumstämme besser und schneller in den Stadtkanal flößen zu können. Seitdem heißt der Graben – unter Bezugnahme auf Itzig – Judengraben. (Quelle: Haus Hechler])

Von Lenné gab es landschaftsarchitektonische Planungen für Hermannswerder, um die Halbinsel in die Gestaltung der Potsdamer Parklandschaften mit einzubeziehen. So war auch ein weiteres Prachtschloss inklusive Sichtachse mit dem klangvollen Namen „Belriguardo“ vorgesehen. Später plante man eine Badeanstalt. All diese Pläne fanden jedoch keine Umsetzung.

Der Gutsbezirk Hermannswerder wurde vom Potsdamer Gutsbezirk durch eine 1,2 Kilometer lange Trennmauer abgegrenzt. 1894 wurde das Eingangstor mit Wärterhäuschen aus rotem Klinker errichtet, welches sich am gotischen Stil orientiert. Das Eingangstor stellt immernoch die Einfahrt zum Stiftungsgelände dar. Der Gutsbesitz umfasste damals 30 ha und gehörte dem Teppichfabrikantenehepaar Clara und Hermann Hoffbauer.

Der Name Hermannswerder geht auf Hermann Hoffbauer zurück. Zu seinem Gedenken bekam die Halbinsel seinen Namen. 1901 wurde die vom Ehepaar gegründete Hoffbauer-Stiftung durch einen königlichen Erlass bestätigt. Seitdem vertiefte die Stiftung ihre gemeinnützige Arbeit und errichtete zu diesem Zweck verschiedene Bauten, wie ein Krankenhaus, ein Altenpflegeheim, das Evangelische Gymnasium Hermannswerder und ein Freizeit- und Wohnheim für körperlich behinderte Erwachsene. Die Hoffbauer-Stiftung wurde 1902 eine eigenständige Kirchengemeinde. Seit 1911 befindet sich eine Kirche nach gotischem Vorbild auf dem Gelände und bis 1951 auch ein eigener Friedhof.

Auf den nordöstlich gelegenen Landzungen Tornow und Küssel befinden sich seit den 1920er Jahren Villen und Einfamilienhäuser. Zwar waren weitere Siedlungen geplant, diese wurde jedoch nicht verwirklicht. In den 1930er Jahren griff der Oberbürgermeister Friedrichs den städtebaulichen Gedanken nochmals auf. Auch hier wurden nur wenige Einfamilienhäuser am Finkenweg und an der Leipziger Straße erbaut. Die geplante Landhaussiedlung auf dem Tornow konnte er nicht umsetzen.

In Folge der Luftangriffe 1944/45 wurde die gesamte Insel im April 1945 evakuiert. Nach der Befreiung durch die Sowjetunion erfolgte die Teilung der Insel. Der westliche Teil diente bis 1991 als Militärlazarett. 1995 wurden die Gebäude aufwendig saniert und in Büro- und Lagerräume umgebaut. Seit 1997 besitzt die Biotech Campus Potsdam GmbH diese Gebäude. Zurzeit befinden sich 15 Firmen aus den Branchen Biotechnologie, LifeSciences und anderen Hochtechnologien auf dem insgesamt 20.000 Quadratmeter großen Grundstück.

1996 erwarb Burkhard Scholz von der Hoffbauer-Stiftung ein kleines Grundstück, auf dem er das Inselhotel errichtete. Direkt am Ufer des Templiner Sees findet man das 4-Sterne-Hotel mit Seerestaurant und dem Tagungs-und Bancettcenter „Bellevue“.

Seit 2007 befindet sich auf einem Wassergrundstück in Hermannswerder das alternative Wohnprojekt "Wagenhausburg Hermannswerder". Das 5.000 Quadratmeter große Areal beinhaltet insgesamt sechs Wohnwagen und ein Haus. Zurzeit leben 22 Personen auf dem Grundstück in Wassernähe, davon acht Kinder. Die Stadt Potsdam plant das Grundstück nach Ablauf des Vertrages am 30. September 2012 zu verkaufen. Zusätzlich mit dem anliegenden Areal sollen etwa 80 Wohnungen für 160 Menschen entstehen. Wo die derzeitigen Bewohner leben sollen, ist noch unklar.

Für 2015 ist der Baubeginn eines Uferweges geplant. Dieser soll die gesamte Insel umfassen. Davon ausgenommen sind die nordöstlichen Familienhäuser.

Weitere Bilder

Weblinks

  • Biotech Campus Potsdam– offizielle Webseite Potsdam
  • Evangelisches Gymnasium Hermannswerder – Webseite von Hermannswerder
  • Geschichte Inselhotel– offizielle Webseite Inselhotel
  • Kleine Heimatkunde – Seite bei Haus Hechler; Stand: 29. August 2010
  • Naturschutz– Pressemitteilung "Bund der Erde" am 01. Februar 2011 auf der offiziellen Webseite
  • Uferweg– Artikel bei Potsdam Neueste Nachrichten am 12.09.2012 „Uferweg auf Hermannswerder geplant“ von nbsp; Henri Kramer
  • Uferweg– Artikel in der Märkischen Allgemeine vom 13.09.2012, „500 000 Euro für Weg um Hermannswerder. Stadt hat Vorentwurf / Beginn erst 2015“ von bos
  • Wagenhausburg– Stadtverwaltung Potsdam
  • Wagenhausburg– Artikel in der Märkischen Allgemeine vom 05.09.2012, „Fünf Jahre Aufschub für Wagenburg Stadt entwickelt Kompromiss“ von Ricarda Nowak
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