Jacques Russ

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Jacques Russ (* 23. November 1867 in Berlin; † 9. April 1930 in Nowawes) war ein deutscher Unternehmer, Mitbegründer Schuhfabrik „Haase & Russ“ in Nowawes. Er wirkte bis 1924 in der Gemeindevertretung von Nowawes und nach dem Erhalt des Stadtrechtes für Nowawes in der Stadtverordnetenversammlung aktiv mit.

Leben und berufliche Entwicklung

Jacques Russ wohnte seit etwa 1894 in Nowawes Lindenstraße 86 (der heutigen Rudolf-Breitscheid-Straße) Vor der Jahrhundertwende war er als leitender Angestellter in der Neuendorfer Weberei Adolf Pitsch, die ihre Fabrik in der damaligen Bismarckstraße 13/17 (heutige Johannsenstraße) hatte. Am 15. Oktober 1900 gründete er gemeinsam mit W. Haase (1855-19619) die Schuhfabrik „Haase & Russ OHG“. Die Firma hatte ihren Geschäftssitz in Nowawes, Retzow Straße 7 später dann Nr.8/9 (heutige Benzstraße). Zu Beginn arbeiteten 20 Mitarbeiter im Unternehmen, darunter auch Herr Hirsch als Lederdesigner. Ihr Produkt waren durchgenähte und rahmengenähte Schuhe.

Im Jahr 1912 wurde der bereits in der Schuhherstellung erfahrene Rudolf Moos (1866-1951) in die Firma „Haase & Russ“ integriert. Dieser brachte neben seinen Erfahrungen auch Patente für die Herstellung von Schuhen mit den Markenbezeichnungen „Puma“ und „Fasan“ mit ins Unternehmen. Recht schnell wurden sie sich einig, ein gemeinsames Unternehmen zu betreiben. So gründeten sie die Firma Puma GmbH. Vorsorglich ließen sie das Markenzeichen „Puma“ und „Fasan“ am 30. August 1912 beim kaiserlichen Patentamt aktualisieren. Unter der Markenbezeichnung „Puma“ wurden vor allem Herrenschuhe, unter der Marke „Fasan“ Frauenschuhe hergestellt. Später kam noch eine dritte Marke der „STEPAN“-Schuh dazu, der im Auftrag des Produktdesigners Otto Stephan gefertigt wurde. Um die bisherigen Produktionsstätten zu erweitern kaufte die Puma GmbH vor dem Ersten Weltkrieg ein großes Grundstück am Horstweg. Der Aufbau der neuen Fabrikationsräume wurde aber wegen des beginnenden Krieges verschoben und nach dessen Ende nicht wieder aufgenommen. Das Geschäftslogo und die Ausstattung der ersten eigenen Schuhgeschäfte lag in den Händen des Architekten und Designers August Endell (1871-1925).

Neben seiner unternehmerischen Tätigkeit war Jacques Russ auch innerhalb der Gemeinde [[Nowawes], in den Vereinigungen der Schuhhersteller sowie der Handelskammer Potsdam sehr aktiv. Er war Mitglied des Gemeindevorstandes und nachdem Nowawes 1924 das Stadtrecht erhielt, wurde er in die Stadtverordneten-Versammlung gewählt. Während der schwierigen Zeit des Ersten Weltkrieges war er amtierender Geschäftsführer des Verbandes für die regionalen Schuhindustrie und wirkte in dieser Funktion vor allem beim Aufbau und dann - nach 1919 - dem Abbau der Kriegswirtschaft. Für dieses Engagement erhielt er durch den Reichspräsidenten von Hindenburg die Auszeichnung des „Eisernen Kreuzes am weißen Band“. Darüber hinaus war er sachverständiges Ausschussmitglied in der sogenannten Reichsversorgungs GmbH und später im Deutschen Verband der Schuh- und Schäftefabrikanten e.V.. In diesem Verein hatte er über mehrere Jahre die Position des Schatzmeisters inne.

Im Jahre 1925 beschäftigte die Firma von Jacques Russ bereits 350 Angestellte. Sie verfügten über feste Vertriebswege, so unter anderem auch zu dem in Berlin gut situierte KaDeWe. Einer der für den Verkauf der Schuhproduktion im Raum Hamburg Zuständige war Manfred Guttman. Dieser gehörte schon von Beginn an zur externen Belegschaft der Firma „Haase & Russ“. Im gleichen Jahr waren auch die Söhne Werner (1902-1943) und Walter (1904-1976), nachdem sie in anderen Unternehmen ihre Profilierung für die Schuhindustrie durchlaufen hatten, in die Geschäftsleitung mit einbezogen worden. Im Jahre 1929 wurden die restlichen Teile des vor dem Ersten Weltkrieg erworbenen Geländes zwischen Horstweg und der Dieselstraße den Beschäftigten der Schuhfabrikation und Einwohnern der nahe Umgebung zur Nutzung als Schrebergärten zur Verfügung gestellt. Das schaffte eine gute Bindung der Belegschaft an ihrem Arbeitsort Nowawes.

Jacques Russ verstarb am 9. April 1930 in Berlin. Er wurde auf dem Friedhof in der Goethestraße beigesetzt. Sein Grab und das seiner 1936 verstorbenen Ehefrau Else (1879-1936) befindet sich nach wie vor auf dem genannten Friedhof (rechter Friedhofsteil hinter der Totenkapelle).

Nachwirken

Am 7. Juli 2017 wurde im Beisein der Enkel von Jacques Russ zwischen dem Babelsberger Horstweg und der Dieselstraße die Jacques-Russ-Straße feierlich eingeweiht.

Quellen

  • Rudolf Moos: Journey of Hope and Despair: Volume I. Rise and Fall, 2010. Volume II, 2010;
  • Artikel über Rudolf Moos, Märkische Allgemeine Zeitung vom 8. Mai 2012;
  • Walter Riccius, Jacques Russ (1867-1930), Puma-Schuh-Spur, Verlag Dr. Köster 2021 Berlin;
  • Claus R. Russ, Jacques Russ und die wahre Geschichte über die PUMA-Schuhe, Artikel von 2017 aus Anlass der Straßenbenennung in Potsdam Babelsberg, (Kopie im Besitz des Autors)
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